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"Mr. Olympia" Walther Tröger wird 90: "Olympia ist in der Krise"

Walther Tröger gilt als der "ewige Olympier". 30 Jahre war er Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee, zehn Jahre lang Präsident des Nationalen Olympischen Komitees. Am 4. Februar feiert der immer noch streitbare Sportfunktionär seinen 90. Geburtstag.

Von Andreas Schirmer, dpa 04.02.2019, 00:00

Frankfurt/Main (dpa) - IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger ist und bleibt ein streitbarer wie kritischer Begleiter der olympischen Bewegung. "Olympia ist in der Krise", urteilte der frühere Spitzensportfunktionär aus Frankfurt, der am 4. Februar seinen 90. Geburtstag feiert.

Die Menschen glaubten nach wie vor, dass es bei Olympischen Spielen nur um Geld und Prestige gehe, aber nicht um die Interessen der Ausrichter.

"Das führt dazu, dass die Städte in den richtigen Ländern, die für die Spiele infrage kommen, frustriert sind", sagte er. Deshalb habe das Internationale Olympische Komitee es im Augenblick nur mit "Hinterwäldlern zu tun, die eigentlich keine Ahnung haben und gar nicht olympisch denken".

Die Reformagenda 2020, mit der die Spiele attraktiver und besser auf potenzielle Gastgeber zugeschnitten werden sollen, hält Tröger für richtig, aber für zu spät initiiert: "Die Agenda wurde nicht früh genug gemacht. Sie muss jetzt aber umgesetzt werden."

Zugleich sieht Tröger, der von 1989 bis 2009 Mitglied des IOC war, eine gute Chance, Olympische Spiele nach Deutschland zu holen. "Hamburg, Berlin und München kommen infrage. Und es gibt ja das Angebot von Rhein und Ruhr", erklärte Tröger. "Es muss nur richtig gemacht werden." Dazu gehöre keine Volksbefragung in einer Region, wo die Spiele ausgetragen werden sollen. "Man kann so etwas nicht machen, dass eine Minderheit die Mehrheit überstimmt, wie es in Garmisch-Partenkirchen und Hamburg geschehen ist", meinte er.

Trotz des palästinensischen Terroranschlags waren für ihn die schönsten Olympischen Spiele die von 1972 in München. "Es kommt ein Aber und ich muss damit leben. Wenn ich als Zeitzeuge gehört werde, kommt diese Verletzung immer wieder hoch", sagte Tröger, der Bürgermeister des Olympischen Dorfes gewesen und nach der Geiselnahme an den Verhandlungen beteiligt war.

Überhaupt waren für Tröger die 70er, 80er und 90er Jahre die erfüllendste Zeit seiner sportpolitischen Karriere an der Seite von Willi Daume, dem damaligen Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees, der ihn zu seinem Generalsekretär machte. "Es war wahnsinnig viel Arbeit, hat aber viel Freude gemacht", befand er.

Weniger gern denkt Tröger an die nachfolgenden Jahre zurück. "Von dem, was Daume und ich aufgebaut haben, ist nicht viel übrig geblieben", sagte Tröger, der von 1992 bis 2002 in der Nachfolge von Daume NOK-Präsident war. "Ich wollte nie Präsident werden. Ich war nie auf Karriere aus." Dass ihm im Gegensatz zum Visionär Daume vorgeworfen wurde, nur ein Pragmatiker gewesen zu sein und er als umstritten galt, ist für ihn jedoch "alles nur Blablabla".

Den Ehrentitel "Mr. Olympia" findet er zutreffend. Ich habe Olympia viel gegeben und Olympia hat mir viel gegeben", bilanzierte Tröger. Im kommenden Jahr würde er gern wieder bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei sein, weil er dann eine "Brücke zu seinen ersten Spielen schlagen" würde. Seit Tokio 1964 erlebte er 27 Sommer- und Winterspiele.

Für Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, ist dieses Jahrzehnte lange Engagement Trögers eine "beeindruckende Lebensleistung".

DOSB-Presse mit einem Betrag zum 90. Geburtstag von Walther Tröger