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Todesfall Trauer um Wernigerodes Tourismus-Chefin

Erdmute Clemens, langjährige Chefin der Wernigerode Tourismus GmbH, ist überraschend gestorben. Weggefährten aus dem ganzen Harz trauern.

Von Katrin Schröder 09.06.2020, 01:01

Wernigerode l Schock, Bestürzung und tiefe Trauer: Der Tod von Erdmute Clemens bewegt zahlreiche Menschen im gesamten Harz. „Die Telefone stehen nicht still, Besucher kommen spontan vorbei, um ihre Anteilnahme auszudrücken“, sagt Roman Müller, stellvertretender Geschäftsführer der Wernigerode Tourismus GmbH (WTG). Davon zeugen die Einträge ins Kondolenzbuch, das die Mitarbeiter in der Tourist-Information am Markt ausgelegt haben. Nach kurzer, schwerer Krankheit ist die langjährige WTG-Chefin am Freitag, 5. Juni, verstorben.

So recht fassen kann Roman Müller dies noch nicht. „Wir sind schockiert und bestürzt. Alle Mitarbeiter sind sehr traurig“, sagt er sichtlich bewegt. Erdmute Clemens habe den Tourismus in Wernigerode geprägt. Es sei „ein riesiger Verlust für die Stadt und weit darüber hinaus, für den gesamten Harz“, so Müller – und das gelte nicht nur für das Berufliche, sondern insbesondere auch auf menschlicher Ebene. „Es ist unvorstellbar. Man kann es kaum in Worte fassen“, sagt er.

„Mit großer Bestürzung“ habe er die Nachricht aufgenommen, erklärt Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos), der zugleich WTG-Aufsichtsratschef ist. „Mein persönliches Mitgefühl gilt ihrer Familie.“ Als langjährige Chefin des städtischen Tourismusbetriebs sei Erdmute Clemens „eine wichtige Wegbereiterin für den Wernigeröder Tourismus“ gewesen und habe „maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung unserer Stadt“. Danke sagen wolle er nicht nur dafür, sondern auch für ihre „sehr angenehme, menschliche und liebenswerte Art im Umgang miteinander“. Wernigerodes Rathauschef ist sicher: „Sie wird uns fehlen.“

Dies unterstreicht auch Volker Friedrich, Ordnungsdezernent im Ruhestand und WTG-Aufsichtsratschef von 2002 bis 2008. „Fachlich war sie absolut Spitze und hoch anerkannt in Tourismuskreisen, im Harz und deutschlandweit“, betont Friedrich, den mit Erdmute Clemens eine Freundschaft verband. „Sie war einfach gut.“ Sie habe sich mit aller Kraft ihrer Aufgabe gewidmet, sei „20 Stunden am Tag für den Job unterwegs“ gewesen, vertrat Wernigerode und den Harz in vielen Gremien und bei zahlreichen Terminen.

Am Beginn ihres Wirkens an der WTG-Spitze stand der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser, erinnert sich Ludwig Hoffmann. Wernigerodes damaliger Oberbürgermeister berief Erdmute Clemens, seinerzeit kaufmännische Leiterin und Prokuristin, 1997 zur Geschäftsführerin. „Sie hat sich in die Pflicht nehmen lassen und die WTG in ruhigeres Fahrwasser geführt“, sagt Hoffmann über die Finanzexpertin, die in Drübeck aufwuchs und bis zuletzt in ihrem Heimatort lebte. Nach mehreren Wechseln an der Spitze der städtischen Tochtergesellschaft sei mit Erdmute Clemens Kontinuität eingezogen – und Kompetenz. In jungen Jahren habe sie solide Aufbauarbeit geleistet und mit der WTG immer mehr Aufgaben übernommen. „Sie hat nicht viel Aufhebens um ihre Person gemacht, aber die Gesellschaft sehr wirksam und effektiv geführt“, so Hoffmann. „Ich habe sie sehr geschätzt. Es ist ein großer Verlust.“

Bestürzt zeigt sich Uwe-Friedrich Albrecht (CDU). „Mich hat es umgehauen, als ich das erfahren habe“, sagt der Stadtratspräsident, der von 1999 bis 2004 im Aufsichtsrat der WTG saß. Er habe Erdmute Clemens als außerordentlich fähige Tourismusmanagerin erlebt, die im Lauf der Jahre die touristische Entwicklung der Stadt vorangetrieben und mit vielen eigenen Ideen beflügelt habe. Dass sie stets alle Aufgaben, die der Gesellschaft zusätzlich aufgetragen wurden, bewältigt habe, sei wohl oftmals als selbstverständlich betrachtet worden – obwohl es das nicht sei. Nicht zuletzt die Eingemeindung Schierkes habe den Wernigeröder Touristikern zusätzliche Arbeit beschert. Die WTG-Chefin habe für Anliegen, die an sie herangetragen wurden, stets ein offenes Ohr gehabt. „Sie hat sich immer sofort gekümmert. Und sie hatte eine ausgleichende Art. Das ist in so einer Position sehr wichtig.“ Er sei in Gedanken bei ihrer Familie.

Große Trauer herrscht im Harzer Tourismusverband (HTV) in Goslar. „Sie hat in unserem Verband eine führende Rolle gespielt“, sagt Geschäftsführerin Carola Schmidt. Seit vielen Jahren habe Erdmute Clemens in der Abteilung Marketing mitgearbeitet, deren Vorsitz sie 2010 übernahm – eine „Schlüsselposition“, sagt die Verbandschefin. Damit gehörte sie ebenso dem Hauptvorstand des HTV wie vielen anderen Gremien an. In den großen Netzwerken der Branche sei sie sehr aktiv gewesen, sagt Carola Schmidt. Dabei war die Wernigeröder Tourismuschefin eine Verfechterin der länderübergreifenden Zusammenarbeit in der Region. „Sie hatte immer die Gesamtharzer Brille auf.“

Sie persönlich verliere mit Erdmute Clemens eine gute Freundin, die sie seit mehr als 20 Jahren kenne und schätze, sagt die HTV-Chefin. „Sie war sehr warmherzig, liebenswürdig und hilfsbereit.“ In ihrer zurückhaltenden Art habe sie nie auf persönliche Profilierung, sondern auf Zusammenarbeit gesetzt. Konkurrenzdenken war ihr fremd. „Sie hatte einen riesigen Erfahrungsschatz und eine ebensolche Fachkompetenz. Viele Kollegen haben von ihrem Wissen profitiert“, weiß Carola Schmidt.

Das bestätigt Christiane Strohschneider, Leiterin der Tourist-Information Halberstadt. Jahrzehntelang habe sie mit Erdmute Clemens zusammengearbeitet. „Wie viele gemeinsame Kilometer wir zurückgelegt haben zu Messen und Veranstaltungen ...“ Sogar nach China seien sie aus beruflichen Gründen gereist. „Wir haben so manche Sache gemeinsam durchgeboxt und Erfolge gefeiert.“ Clemens sei stets auf Augenhöhe mit ihrem Gegenüber gewesen, habe anderen gern mit Ruhe, Sachverstand und Kompetenz zur Seite gestanden. „Aber sie ist mehr als eine Amtskollegin gewesen. Wir waren Freunde“, berichtet Christiane Strohschneider mit belegter Stimme. „Ihre liebevolle Art und ihr herzliches Lachen werden mir fehlen. Ich werde sie sehr vermissen.“ Sie hofft, dass Clemens‘ Familie genauso wie sie Kraft in den schönen Erinnerungen an Erdmute Clemens finden kann. „Man darf in seiner Trauer die glücklichen Momente nicht aus den Augen verlieren.“