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Bis 14. Juni Bundesregierung verlängert weltweite Reisewarnung

Den Osterurlaub hat das Coronavirus bereits auf dem Gewissen, jetzt müssen auch die Pfingstferien dran glauben - zumindest was Reisen ins Ausland angeht. Vom Sommerurlaub am Mittelmeer darf allerdings weiter geträumt werden.

Von Michael Fischer, Andreas Hoenig und Jörg Blank, dpa 29.04.2020, 16:30

Berlin (dpa) - Die Bundesregierung hat die weltweite Reisewarnung für Touristen wegen der Corona-Pandemie bis mindestens 14. Juni verlängert.

Damit sind über Pfingsten zwar noch keine Urlaubsreisen ins Ausland möglich, die Hauptferienzeit im Sommer ist aber noch nicht betroffen - die Schulferien beginnen erst ab dem 22. Juni. Außenminister Heiko Maas äußerte am Mittwoch nach dem Kabinettsbeschluss die Hoffnung, dass bis dann die Grenzen zumindest zu einigen europäischen Ländern wieder für Touristen geöffnet werden können. "Das kann aber niemand versprechen", betonte er jedoch. Die ohnehin schon hart von der Corona-Krise getroffene Tourismusbranche erklärte, sie gebe den Sommer noch nicht verloren.

Maas hatte die Reisewarnung für alle touristischen Reisen ins Ausland am 17. März ausgesprochen - ein beispielloser Schritt. Bisher gab es solche Warnungen nur bei einer Gefahr für Leib und Leben, vor allem für Kriegsgebiete wie Afghanistan oder Syrien. Sie ermöglichen eine kostenlose Stornierung von bereits gebuchten Reisen. Die aktuelle Reisewarnung war zunächst bis zum 3. Mai befristet und wurde jetzt um fünf Wochen verlängert.

NOCH KEIN "SORGENLOSES REISEN" MÖGLICH

Die Entwicklung der Corona-Pandemie sei noch nicht so weit, "dass wir sorgenloses Reisen empfehlen können", sagte Maas zur Begründung. Er nannte vor allem zwei Punkte:

- Überall gebe es noch Ausgangsbeschränkungen, Einreisesperren und Einschränkungen des Flugverkehrs. "Selbst wenn es in einigen Ländern Lockerungen gibt, (...) muss man davon ausgehen, dass es noch Wochen dauern wird, bis sich die Dinge sowohl bei uns als auch in anderen Ländern normalisieren."

- Das Auswärtige Amt hat gerade erst 240 000 wegen Corona im Ausland gestrandete deutsche Urlauber nach Hause zurückgeholt. Maas will nicht das Risiko eingehen, dass wieder Zehntausende Deutsche wegen kurzfristiger Grenzschließungen festsitzen. "Wir werden im kommenden Sommer eine solche Aktion nicht noch einmal durchführen", betonte er.

EU-LÖSUNG ERWÜNSCHT - ABER NICHT ZWINGEND

Der SPD-Politiker will nun mit seinen EU-Kollegen nach einer gesamteuropäischen Lösung in Sachen Grenzöffnung suchen, ist inzwischen aber auch für Vereinbarungen mit einzelnen Ländern offen. "Es ist auch nicht auszuschließen, aufgrund der unterschiedlichen Verläufe der Pandemiebekämpfung in den einzelnen Staaten, dass es auch zu Differenzierungen kommen wird", sagte er.

Damit geht er nach langem Zögern auf einen Vorschlag ein, den die österreichische Regierung bereits Mitte April gemacht hat. Das Alpenland zählt neben Italien, Spanien, der Türkei und Griechenland zu den fünf beliebtesten Urlaubszielen der Deutschen im Ausland. Umgekehrt sind die Urlauber aus Deutschland für die österreichische Tourismusbranche eine Haupteinnahmequelle.

In Österreich sollen die wegen der Corona-Pandemie geschlossen Hotels bereits Ende Mai wieder öffnen, in Polen sogar bereits nächste Woche. Die Bundesregierung wird voraussichtlich erst am 6. Mai zusammen mit den Bundesländern über einen solchen Schritt entscheiden.

LINDNER WIRBT FÜR URLAUB IN GRIECHENLAND

Der Deutsche Reiseverband begrüßte die Planungssicherheit, die es durch die Kabinettsentscheidung gibt. In einer Erklärung hieß es aber auch: "Wir geben den Sommerurlaub nach wie vor nicht verloren." Die Urlaube im Ausland sind für die Branche extrem wichtig. 2019 gingen nach einer Analyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen von den 70,8 Millionen Urlaubsreisen der Deutschen 74 Prozent ins Ausland.

FDP-Chef Christian Lindner pflichtet den Branchenvertretern bei. "Deutschland ist so schön, dass Urlaub im eigenen Land eine tolle Option ist, allerdings sollten wir den Urlaubszielen am Mittelmeer durchaus eine Chance geben", sagte er dem "Spiegel". "Dort wurde viel getan, um Gesundheitsstandards zu erfüllen. Beispielsweise in Griechenland."

FAST JEDER ZWEITE GEGEN GRENZÖFFNUNGEN

Die Akzeptanz der Grenzschließungen für Touristen wegen der Corona-Pandemie ist in der Bevölkerung nach einer YouGov-Umfrage im Auftrag der dpa allerdings relativ hoch. Die wichtigsten Ergebnisse:

- 48 Prozent sind dafür, die Ausreisesperre auch im Sommer aufrecht zu erhalten. 20 Prozent sind für eine Öffnung der Grenzen zu einzelnen Ländern. Nur 13 Prozent plädieren dafür, schon im Sommer den Reiseverkehr innerhalb der Europäischen Union wieder vollständig zu erlauben.

- Fast ein Drittel der Deutschen (31 Prozent) haben ihre Urlaubspläne für den Sommer laut der Umfrage bereits über den Haufen geworfen. 22 Prozent haben von einer Auslandsreise Abstand genommen, 9 Prozent wollen auf einen ursprünglich geplanten Urlaub im Inland verzichten. Nur 18 Prozent sind bei ihren Reiseplänen geblieben. 45 Prozent sagen, sie hätten vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland noch gar keine Reisepläne gehabt.

- 42 Prozent der Befragten wollen nach jetzigem Stand angesichts der Corona-Krise gar keinen Urlaub mehr machen. 16 Prozent sind trotz der derzeitigen Reisebeschränkungen entschlossen, ins Ausland zu reisen. 13 Prozent planen einen Urlaub in Deutschland. 23 Prozent haben sich noch nicht entschieden, sechs Prozent machten keine Angaben.

YouGov Deutschland

FUR Reiseanalyse 2020