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Mehr Kontakte reduzieren Drosten für Lockdown über die Feiertage

Der seit Anfang November geltende Teil-Lockdown hat zwar den rasanten Anstieg der Corona-Neuinfektionen gebremst. Wissenschaftler wie Christian Drosten sagen aber: Das reicht noch nicht.

09.12.2020, 00:14
Britta Pedersen
Britta Pedersen dpa-Zentralbild

Berlin (dpa) - Zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Deutschland hat sich der Virologe Christian Drosten für eine rasche Verschärfung der staatlichen Auflagen ausgesprochen.

"Es ist schon so, dass wir jetzt unbedingt etwas tun müssen", sagte der Charité-Wissenschaftler im jüngsten "Coronavirus-Update" bei NDR-Info. Die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass die Weihnachtszeit zu einem Anstieg der Fallzahlen führe. Werde jetzt nicht nachreguliert, drohe "Ende Januar und über den gesamten Februar hinaus" ein Lockdown mit massiven Folgen für die Wirtschaft.

Drosten ist einer der Experten, der an einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina mitgewirkt hat. Darin wird empfohlen, die Feiertage und den Jahreswechsel für einen "harten Lockdown" zu nutzen. Vom 24. Dezember bis mindestens 10. Januar sollte "in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen". Bereits ab 14. Dezember müssten Kontakte auf ein "absolutes Mindestmaß" reduziert werden. Drosten sagte, während des Lockdowns im Frühjahr seien die Kontakte in Deutschland um 63 Prozent reduziert worden, derzeit seien es aber nur 43 Prozent. "Das reicht einfach nicht aus."

Das Papier der Leopoldina sollte vielleicht verstanden werden als "deutliche und letzte Warnung der Wissenschaft", sagte Drosten. Entscheide sich die Politik anders, habe sie sich nicht mehr für die Wissenschaft entschieden. Neben anderen sind auch der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, und der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Otmar Wiestler, unter der Stellungnahme aufgeführt. Aus Expertensicht sind die Neuinfektionszahlen trotz des seit Anfang November geltenden Teil-Lockdowns weiter zu hoch.

Familien, die weit voneinander entfernt lebten, sollten sich Drosten zufolge in diesem Jahr vielleicht nicht unbedingt über die Feiertage besuchen. Er bekräftigte außerdem, dass Schnelltests nur eine Momentaufnahme seien: "Wenn man solche Antigen-Tests benutzen will für Familienbesuche, dann muss man im Prinzip sich jeden Morgen testen damit." Seit einiger Zeit rät Drosten dazu, sich vor Besuchen, etwa bei den Großeltern, vorsorglich in Quarantäne zu begeben.

An Schulen sollte dem Virologen zufolge nach dem Jahreswechsel nicht alles so weiterlaufen wie zuvor. Dort müsse organisatorisch etwas passieren. Bei den an der Stellungnahme beteiligten Wissenschaftlern sei der Eindruck einer ernsten Schulsituation entstanden, sagte Drosten. Es gebe dort ein "erhebliches Infektionsgeschehen". Daten aus England zeigten, dass insbesondere in den Jahrgängen oberhalb der Grundschule mehr Infektionen aufträten als in der normalen Bevölkerung. "Wenn man es irgendwo weiterlaufen lassen will, dann ist es im Grundschul- und Kindergartenalter", sagte Drosten. Er wolle aber "alles andere als ein Prediger für Schulschließungen" sein.

Die Leopoldina empfiehlt mit Blick auf den Schulbeginn im Januar, für alle Jahrgangsstufen Mund-Nasen-Schutz im Unterricht verpflichtend zu machen. Zudem sollten ländereinheitliche Regeln für Wechselunterricht - also mit Präsenz in der Klasse und digital - in weiterführenden Schulen entwickelt werden, die ab einem bestimmten Infektionswert greifen sollten. Drosten regte im Podcast die Teilung von Klassen an.

© dpa-infocom, dpa:201209-99-621698/2