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Tempelberg-Krise Israel nimmt nach Anschlag Bruder des Attentäters fest

Israel reagiert mit einer Razzia auf den tödlichen Anschlag auf eine Familie in einer Siedlung im Westjordanland. Nach blutigen Unruhen wegen eines Streits um den Tempelberg haben die Palästinenser die Beziehungen zu Israel eingefroren.

20.07.2017, 23:01
Palästinenser flüchten nahe der Jerusalemer  Altstadt vor Tränengas-Schwaden der israelischen Polizei. Foto: Mahmoud Illean
Palästinenser flüchten nahe der Jerusalemer Altstadt vor Tränengas-Schwaden der israelischen Polizei. Foto: Mahmoud Illean AP

Ramallah/Jerusalem (dpa) - Nach dem tödlichen Anschlag auf eine Siedlerfamilie im Westjordanland sind israelische Soldaten am Samstag in den Heimatort des Attentäters eingedrungen.

Sie hätten in dem Ort bei Ramallah das Haus des 19-Jährigen durchsucht und seinen Bruder festgenommen, bestätigte eine israelische Armeesprecherin. Nach Medienberichten wird er der Mithilfe verdächtigt.

Der Ort sei abgeriegelt worden. Die Sprecherin bestätigte, dass das Haus des Attentäters sei in Vorbereitung auf seine Demolierung vermessen wurde. Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur "Maan" kam es zu Konfrontationen mit jugendlichen Einwohnern der Ortschaft Kubar.

Verteidigungsminister Avigdor Lieberman, der den Ort des Anschlags in Begleitung von Generalstabschef Gadi Eisenkot besuchte, kündigte die baldige Zerstörung des Hauses des Palästinensers an. Er forderte von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas eine "klare Verurteilung des Massakers, das gestern an einer unschuldigen Familie verübt wurde, die niemanden gefährdete, während ihres Sabbat-Abendessens".

Der Attentäter war am Freitagabend in ein Wohnhaus in der Siedlung Neve Zuf eingedrungen, in der eine Familie gerade zu Abend aß. Der Attentäter tötete mit einem Messer den Großvater sowie dessen erwachsenen Sohn und Tochter. Die Enkelkinder waren nach Medienberichten in einem Nebenraum versteckt. Die Großmutter wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Der Angreifer wurde verletzt festgenommen und wird in einer israelischen Klinik bei Tel Aviv behandelt.

Vor der Tat war der Streit um den Tempelberg in Jerusalem  gefährlich eskaliert: Bei Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften wurden am Freitag mindestens drei Palästinenser getötet und rund 400 weitere verletzt.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte am Samstag "den übertriebenen Einsatz von Gewalt durch die israelischen Truppen gegen unsere Brüder, die sich zum Freitagsgebet versammelt hatten". Er forderte von Israel die Aufhebung von Sicherheitsmaßnahmen an der heiligen Stätte.

Als Auslöser der Unruhen gelten Metalldetektoren, die Israel nach einem tödlichen Anschlag am Tempelberg an Eingängen zu der heiligen Stätte aufgestellt hat. Präsident Abbas brach nach dem neuen Gewaltausbruch alle Kontakte mit Israel ab.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas begrüßte den Anschlag in der Siedlung als "heroisch" und als "Resultat der Vergehen des zionistischen Besatzers und seiner Verbrechen gegen unser Volk in Jerusalem und der Al-Aksa-Moschee".

Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte die Gewalt. "Wir verurteilen die heimtückische Ermordung von drei Mitgliedern einer israelischen Familie im besetzten Westjordanland. Auch die gewaltsamen Auseinandersetzungen, die drei Menschenleben und so viele Verletzte gefordert haben und die Ost-Jerusalem und andere Orte des Westjordanlands erschütterten, verurteilen wir", teilte ein Sprecher mit. Er rief alle Seiten auf, den Dialog über eine gemeinsame Lösung zu suchen.

Bewaffnete Anhänger der Hamas protestieren in Gaza-Stadt gegen die von Israel aufgebauten Metalldetektoren am Eingang zur Al-Aksa-Moschee am Jerusalemer Tempelberg. Foto: Mohammed Asad/APA Images via ZUMA Wire
Bewaffnete Anhänger der Hamas protestieren in Gaza-Stadt gegen die von Israel aufgebauten Metalldetektoren am Eingang zur Al-Aksa-Moschee am Jerusalemer Tempelberg. Foto: Mohammed Asad/APA Images via ZUMA Wire
APA Images via ZUMA Wire
Israelische Grenzpolizisten in Jerusalem einen Palästinenser fest. Nach neuer Gewalt am Tempelberg hat Israel den Zutritt für Muslime zu der heiligen Stätte beschränkt. Foto: Mahmoud Illean
Israelische Grenzpolizisten in Jerusalem einen Palästinenser fest. Nach neuer Gewalt am Tempelberg hat Israel den Zutritt für Muslime zu der heiligen Stätte beschränkt. Foto: Mahmoud Illean
AP
Kampf in den Straßen von Bethlehem: Die Palästinenser demonstrieren gegen die Metalldetektoren am Eingang zum Tempelberg in Jerusalem. Foto: Nasser Shiyoukhi
Kampf in den Straßen von Bethlehem: Die Palästinenser demonstrieren gegen die Metalldetektoren am Eingang zum Tempelberg in Jerusalem. Foto: Nasser Shiyoukhi
AP
Palästinenser beten in der Nähe von Jerusalems Altstadt und werden von Israelischen Polizisten (r) bewacht. Im Hintergrund sind die al-Aqsa-Moschee (l) und der Felsendom (M) zu sehen. Foto: Mahmoud Illean
Palästinenser beten in der Nähe von Jerusalems Altstadt und werden von Israelischen Polizisten (r) bewacht. Im Hintergrund sind die al-Aqsa-Moschee (l) und der Felsendom (M) zu sehen. Foto: Mahmoud Illean
AP
Konfrontation zwischen palästinensischen Demonstranten und israelischen Soldaten in Jerusalem. Foto: Mahmoud Illean
Konfrontation zwischen palästinensischen Demonstranten und israelischen Soldaten in Jerusalem. Foto: Mahmoud Illean
AP
Israelische Soldaten schießen in Jerusalem mit Tränengas in Richtung palästinensischer Demonstranten. Die Palästinenser demonstrieren gegen die Metalldetektoren am Eingang zum Tempelberg. Foto: Mahmoud Illean
Israelische Soldaten schießen in Jerusalem mit Tränengas in Richtung palästinensischer Demonstranten. Die Palästinenser demonstrieren gegen die Metalldetektoren am Eingang zum Tempelberg. Foto: Mahmoud Illean
AP
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat den Abbruch der Kontakte zu Israel angekündigt. Foto: Raad Adayleh/Archiv
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat den Abbruch der Kontakte zu Israel angekündigt. Foto: Raad Adayleh/Archiv
AP
Mit einer Steinschleuder attackiert ein palästinensischer Demonstrant in Bethlehem israelische Soldaten. Foto: Nasser Shiyoukhi
Mit einer Steinschleuder attackiert ein palästinensischer Demonstrant in Bethlehem israelische Soldaten. Foto: Nasser Shiyoukhi
AP
Flucht vor dem Tränengas: Palästinensische Demonstranten bringen sich bei Unruhen in Bethlehem in Sicherheit. Foto: Nasser Shiyoukhi
Flucht vor dem Tränengas: Palästinensische Demonstranten bringen sich bei Unruhen in Bethlehem in Sicherheit. Foto: Nasser Shiyoukhi
AP
Sicherheitsschleuse mit Metall-Detektoren am Tempelberg in Jerusalem. Israel beschränkt den Zugang zu der für Juden wie Muslimen gleichermaßen religiösen Stätte. Foto: Mahmoud Illean
Sicherheitsschleuse mit Metall-Detektoren am Tempelberg in Jerusalem. Israel beschränkt den Zugang zu der für Juden wie Muslimen gleichermaßen religiösen Stätte. Foto: Mahmoud Illean
AP