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Angeklagter gesteht Mann gefesselt in Fluss getrieben zu haben

28.02.2013, 10:03

Magdeburg - Mit letzter Kraft rettet sich ein zuvor gefesselter Mann aus der bitterkalten Saale an das rettende Ufer. Dort bleibt er erschöpft liegen, ehe er sich blutüberströmt in ein nahe gelegenes Altenheim schleppt. Für den 39-Jährigen war es ein Martyrium an jenem 2. Januar 2012. Für die Tat muss sich seit Donnerstag ein 30-Jähriger erneut vor dem Landgericht Magdeburg verantworten.

Nach Erkenntnis der Staatsanwaltschaft wurde das Opfer am Saaleufer in Bernburg mindestens 15 Mal mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Der Angeklagte hat demnach zudem den 39-Jährigen gewürgt und ihm eine Glasflasche auf dem Kopf zerschlagen. Schließlich sei der Mann von seinem Peiniger mit Gürteln an Händen und Füßen gefesselt und in den Fluss getrieben worden. Sechs Grad war das Wasser damals kalt.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten versuchten Mord vor. "Ich wollte den Mann nicht töten, ich wollte ihm nur eine Lektion erteilen", ließ der Angeklagte über seinen Anwalt erklären. Angeblich hatte er ihn bei einem Nachbarn verpfiffen. Auch den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, er habe es auf das Auto des Opfers abgesehen gehabt, bestritt der 30-Jährige. Ansonsten räumte er die Taten ein.

Kennengelernt hatten sich das Opfer und der Tatverdächtige im Sommer 2011. "Am Anfang war die Beziehung gut", schilderte der 39-Jährige vor Gericht. Dass der Angeklagte als gewalttätig bekannt war, habe er nicht gewusst. Später habe ihn der 30-Jährige immer öfter unter Drohungen gezwungen, ihn mit seinem Auto zu chauffieren, mal in die nächste Stadt, mal zum Supermarkt. "Fahr oder ich breche Dir den Kiefer" habe es geheißen. Aus Angst habe er sich gefügt.

Am 2. Januar 2012 sollte es angeblich zu einem Kumpel in Bernburg gehen. Doch dann habe ihn der Angeklagte aufgefordert, über einen Feldweg ans das Saaleufer zu fahren. Warum der Mann dann dort so ausrastete, sei ihm bis heute unklar. Mit den Fußfesseln habe er an das Saaleufer hüpfen müssen. Dann habe ihn der 39-Jährige von hinten in das Wasser geschubst. Zurück habe er aus Todesangst nicht gewollt, so sei er durch den Fluss geschwommen. Die Fußfesseln hätten sich irgendwie von selbst gelöst, von den Handfesseln habe er sich befreien können.

Am Ende der ersten Prozesstages verkündete das Gericht, dass ein Strafmaß von höchstens fünf Jahren angemessen sei. Darauf habe man sich mit Staatsanwaltschaft und Verteidigung verständigt. Ob der Angeklagte wegen versuchten Mordes oder versuchten Totschlages verurteilt werden soll, ließ das Gericht offen.

Der Fall wurde schon einmal vor dem Landgericht Magdeburg verhandelt und der 30-Jährige im Mai 2012 wegen versuchten Mordes, besonders schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung zu zehn Jahren Haft verurteilt. Seine Revision vor dem Bundesgerichtshof war jedoch erfolgreich - deshalb nun der erneute Prozess.