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Wirtschaft Exotische Tiere locken Kunden

Wernigerodes Altstadt-Passagen wartet auf Käufer, ebenso das Parkhaus und das ehemalige Finanzamt. Der Verwalter modernisiert derweil.

Von Katrin Schröder 05.09.2015, 01:01

Wernigerode l Die weißgelbe Schlange ringelt sich über Oliver Schönrocks Arm. „Das ist eine Königspython“, sagt der 45-Jährige. Die Klasse 6b des Gerhart-Hauptmann-Gymnasiums hat einen Kreis um den Experten für Exoten gebildet. Neugierig beäugen sie das Tier, einige streicheln es oder lassen es sich um den Hals hängen. Der „Biologieunterricht der anderen Art“ findet in den Wernigeröder Altstadt-Passagen statt und lockt Schulklassen und Kindergartengruppen an, die Schlangen, Spinnen, Echsen und Insekten bestaunen und mehr über die Arten und ihre Lebensweise erfahren.

Mit Aktionen wie dieser hat Enrico Burau andernorts gute Erfahrungen gesammelt. „Wir möchten Barrieren abbauen“, sagt Enrico Burau mit Blick auf die exotischen Tiere, die bei manchen Angst und Ekel auslösen. Der Hallenser hat im November 2014 die Verwaltung der Altstadt-Passagen in Wernigerode übernommen – zusätzlich zu den Rathauspassagen Halberstadt, die er seit mehr als zehn Jahren innehat. Zu dem Ensemble, das Burau verwaltet, zählen das Einkaufszentrum, das benachbarte Parkhaus, das ehemalige Finanzamt und die Alte Kapelle.

Die Gebäude, die Mitte der 1990er-Jahre gebaut worden sind, stehen unter Zwangsverwaltung, weil die Einnahmen durch den Auszug des Finanzamtes eingebrochen sind. Seit mehr als einem Jahr werden Käufer gesucht. Immer wieder gibt es Anfragen und reisen potenzielle Investoren zu Besichtigungen an. Interesse haben diese vor allem an Finanzamt und Parkhaus. „Doch ohne das Einkaufszentrum wollen wir das Parkhaus nicht verkaufen“, erklärt Burau. Schließlich könnte ein neuer Eigentümer das Gebäude nur für private Mieter reservieren, den Altstadt-Passagen würden dann Stellflächen für die Kunden fehlen. Zudem bildet technische Infrastruktur der Gebäude wie im Brandschutz eine Einheit. „Das wäre nur sehr schwer zu separieren.“

Derzeit ist Burau damit beschäftigt, die Altstadt-Passagen schrittweise zu modernisieren. „Die Zwangsverwaltung ist insofern vorteilhaft, weil wir gewisse Dinge angehen können, zum Beispiel die technischen Infrastruktur.“ So werden der Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht und Unebenheiten des Fußbodens vor dem Haupteingang ausgeglichen. „Insgesamt ist das Gebäude gut erhalten“, urteilt der Verwalter. Allerdings sei nach 18 Jahren inzwischen eine grundsätzliche Erneuerung fällig. Doch das könne unter der Zwangsverwaltung nicht geleistet werden.

Frischer Wind wäre in Sachen Vermarktung nötig. „Es ist ein schwieriges Haus“, sagt Burau. Ein Problem ist die Lage: „Wir sind zu weit von der Fußgängerzone entfernt.“ Mit dem neuen Konzept, an dem gefeilt wird, hofft er, weitere Kunden und Gewerbemieter zu gewinnen. „Wir haben sehr gute Partner“, sagt der Verwalter mit Blick auf die Läden in den Passagen. Der Standort habe Potenzial. „Wernigerode ist als Touristenstadt für ein Einkaufszentrum prädestiniert. Und die Stadt hat bei Investoren einen guten Ruf.“