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Rettungsaktion Jungstorch-Quartett vor dem Tod gerettet

Eine Störchin ist in Rätzlingen durch einen Stromschlag getötet worden. Für ihre vier Jungstörche gibt es jedoch wohl ein glückliches Ende.

19.05.2016, 19:00

Rätzlingen/Oebisfelde l Dass das Leben von Störchen immer wieder abrupt damit endet, dass die Großvögel einen tödlichen Schlag beim Berühren von Stromleitungen erleiden, ist eine traurige Wahrheit. So erneut am Mittwoch in Rätzlingen geschehen. Dort berührte eine Störchin beim Landeanflug zum Nest offenbar eine solche Leitung und überlebte nicht.

Kinder fanden den toten Adebar und holten Hilfe herbei, weil aus dem Nest heraus, gleich vier Jungstörche um Futter bettelten. Wolfgang Sender, Mitarbeiter der Naturparkverwaltung Drömling und gemeinhin als Storchenvater der Region bekannt, fuhr sofort nach Rätzlingen, um sich ein Bild von dem Ausmaß des Unglücks zu machen.

Was er dann vorfand, war eine so knifflige wie gefahrvolle Lebenssituation für das Jungstorch-Quartett. Ohne einen lückenlosen Schutz durch die Elternvögel wäre das Leben der etwa zwei- bis dreiwöchigen Jungtiere schnell verwirkt. Rabenvögel und große Greife patrouillieren regelmäßig über Storchennestern, um Jungvögel zu als Futter zu rauben, wenn das Nest eben nicht durch einen wehrhaften Altvogel bewacht wird. Und ein Storchenbrutpaar wechselt sich mit der Pflege und dem Beschaffen von Futter für die Jungen konsequent ab, weiß Sender. Auch der Hungertod mangels Fütterung wäre ein mögliches Los der Tiere.

„Dieses für uns Menschen brutale Raubverhalten gehört zum Überlebenskampf in der Natur und findet grundsätzlich überall statt“, versucht der Naturschützer auch um Verständnis für das Verhalten von Greifen und anderen Raubvögeln zu werben.

Letztendlich traf Wolfgang Sender dann in Absprache mit der Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg die Entscheidung, die vier vitalen und gut genährten Jungstörche aus dem Nest zu holen, um das Quartett fast auf dem direkten Weg zum Storchenhof zu transportieren. Den schonenden Transport übernahm Naturpark-Mitarbeiter Ulf Damm.

Auf dem Storchenhof wird das Quartett weiter aufwachsen, jedoch nicht an den Menschen gewöhnt. Ziel ist es, die Jungstörche später auf andere Nester zu verteilen, wo sie dann von „Leiheltern“ bis zum Abflug in den Süden behütet und versorgt werden. Voraussetzung ist aber, dass stets ausreichend Nahrung im Bereich des Nestes für die Elterntiere zu finden ist. Sonst selektieren diese Großvögel mit aller Konsequenz und werfen Jungtiere aus dem Nest, das ist gemeinhin bekannt.

Der Tod des Altvogels in Rätzlingen bedeutet auch einen Verlust für die Forschung. Die seit 2002 registrierte Störchin war mit einem Aufzeichnungsgerät versehen. Die Daten trugen dazu bei, dass das Zug- und Brutverhalten so gut wie lückenlos nachgewiesen werden konnte.