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Mehr Messstellen Neue Erkenntnisse zu Grundwasser

Die Stadt will die Grundwasserkontrolle in Neundorf ausweiten. Mehr Messstellen sind geplant.

Von Daniel Wrüske 18.07.2017, 16:41

Neundorf l An fünf Messstellen wird in Neundorf aktuell der Grundwasserstand abgelesen. Die Stadt hat sich entschieden, drei weitere Messstellen einzurichten. „Wir erhoffen uns dadurch zusätzliche, belastbare Daten zum Grundwasser, zu den Veränderungen der Pegelstände und zur Konkretisierung möglicher Ereignisintervalle“, sagt der zuständige Fachbereichsleiter im Staßfurter Rathaus Wolfgang Kaufmann. Er berichtet, dass derzeit die Ausschreibungen für die Planung und den Bau der Messstellen vorbereitet werden. Hierbei soll auch konkretisiert werden, an welchen Standorten sie entstehen.

Die Stadt folgt damit Forderungen aus Neundorf. Seitens des Ortschaftsrates und auch der Bürger gab es häufig Kritik zum Zustand der Gräben und zu Vernässungen an Grundstücken. „Es ist wichtig, dass genaue Erkenntnisse gesammelt und daraus auch Handlungsoptionen abgeleitet werden“, sagt Ortsbürgermeister Klaus Maaß. Das müsse nicht nur mit Blick auf Privatpersonen passieren, sondern auch im ureigenem Interesse der Stadt, weil Schäden an öffentlichen Gebäuden und öffentlicher Infrastruktur vorsorglich verhindert werden könnten.

Klaus Maaß wie Wolfgang Kaufmann weisen unabhängig voneinander auf die besondere Grundwassersituation in Neundorf hin, über die bereits in der Chronik des Ortes berichtet wird. Einige Bürger haben nach den 1930er Jahren und später deshalb die Fußböden der Keller ihrer Häuser höher gelegt. Seit den 1960er Jahren gibt es genauer dokumentierte Untersuchungen dazu. Sie stellen die Verbindung von starken Niederschlägen, hohen Grundwasserständen, einem stillgelegten Wasserwerk, Senkungen infolge des Kalibergbaus Leopoldshall und unterschiedlich versickerungsfähigen Bodenschichten her.

Im Ergebnis ist deutlich, dass in einigen Bereichen des Ortes das Grundwasser weniger als einen Meter unter der Oberfläche liegt. Zuletzt wurde 2009/10 eine „Studie zur Wasserhaltung in der Ortslage Neundorf“ angestrengt und von einem Stendaler Ingenieurbüro ausgeführt. Dabei ging es besonders um den Zusammenhang von Grundwasserständen und der Leistungsfähigkeit des Grabensystems. Damals wurden auch die fünf Messpunkte eingerichtet, sowie 13 Messpunkte an Oberflächengewässern festgelegt und eingemessen. Hier trugen die Experten Erkenntnisse zur Durchlaufgeschwindigkeiten des Wassers zusammen. Die beiden Jahren waren repräsentativ, weil viel Regen zu hohen Grundwasserständen geführt hatte, die Ingenieure also vom „ungünstigen Fall“ ausgehen konnten.

Die teilweise hohen Grundwasserstände wurden vor sieben Jahren bestätigt. Deutlich wurde aber auch, dass die vorhandenen Grabensysteme ausreichen, dass Oberflächenwasser in Trockenperioden abzuführen. Bei viel Niederschlag und hohen Grundwasserständen dagegen würden die Grabensolen teilweise im Grundwasser liegen. Aber dennoch könnten die Gräben ihre hydraulische Funktion wahrnehmen. Alles allerdings bei langsamer Fließgeschwindigkeit. Das Gutachten riet davon ab, Gräben zu vertiefen. Das sei ohne Effekt, weil Vorfluter fehlten und man ohnehin das Grundwasser berühre. Hinweise gab es dazu, Gräben in der Ortslage besser an das Hauptgrabennetz anzuschließen, Versickerung in einigen Ortsbereichen zu überdenken und besonders auf die Grabenpflege zu achten.

Wolfgang Kaufmann sagt, dass die Stadt für den ordentlichen Zustand der Gräben zuständig sei. Dazu sei man Mitglied im Unterhaltungsverband „Untere Bode“. „Es ist geregelt, dass zwei Mal im Jahr die Gräben geräumt werden“, sagt der Fachbereichsleiter.

Auch der weiteren Erfassung der Grundwasserstände messe das Rathaus große Bedeutung bei. „Wir gewinnen so einen kontinuierlichen Überblick“, sagt Wolfgang Kaufmann und begründet die Einrichtung der zusätzlichen Messstellen.

Zudem werde ein Vertrag mit Michael Zenker geschlossen. Der Neundorfer hat sich bereit erklärt, gegen eine geringe Aufwandsentschädigung die Werte der Messstellen in regelmäßigen Abständen abzulesen. Der Ortschaftsrat hat dem bereits mehrheitlich zugestimmt. Die Bauverwaltung beschafft derzeit ein spezielles Gerät, ein Lot mit Laserfunktion, mit dem die Grundwasserstände abgelesen werden können.

Aus den gewonnenen Ergebnissen müsste man entsprechende Schlüsse ziehen, sagt Wolfgang Kaufmann. Denkbar sei, dass alles Auswirkungen auf das Pumpregime im Ort habe, das die Stadt mit der Eingemeindung übernommen hat. Fünf Pumpen senken an verschiedenen Stellen das Grundwasser. „Wir erwarten Rückschlüsse, wann und wo das Pumpen sinnvoll ist und wann vielleicht die Pumpen auch mal abgestellt werden können“, so der Fachbereichsleiter.