Neureuther im Riesenslalom-Pech - Dopfer stürzt
Garmisch-Partenkirchen - Felix Neureuther hob nach dem verpassten Coup im Riesenslalom im Ziel fast schon entschuldigend die Arme. Von den rund 5000 Zuschauern des Heim-Rennens gab es aufmunternden Beifall, vom amerikanischen Weltmeister Ted Ligety eine tröstende Umarmung.
Als Führender des ersten Durchgangs hatte der WM-Zweite des Slaloms das Podium deutlich verfehlt. 2,47 Sekunden Rückstand und Platz zwölf lautete das Ergebnis Neureuthers, der eigentlich den Sieg angepeilt hatte.
"Es ist extrem schade, es wäre heute Einiges drinnen gewesen. Aber ich lasse mich deswegen nicht entmutigen, denn ich habe gezeigt, dass ich absolut da vorne reingehöre im Riesenslalom", sagte Neureuther, der noch im Zielraum ein paar Worte mit dem einzigen deutschen Sieger in dieser Disziplin wechselte: Max Rieger.
In der blau-gelben Wintersportkleidung seiner Skischule in Mittenwald war der 67-Jährige sogar an der Siegerehrung beteiligt. Nach der guten Ausgangsposition nach dem ersten Lauf mit Neureuther an eins und Fritz Dopfer auf Platz drei war er auf dem Hang angerufen und nach Garmisch-Partenkirchen gebeten worden. Gerne hätte Rieger, der am 2. März 1973 in Mont-Sainte-Anne vor den Österreichern Hansi Hinterseer und Franz Klammer den Riesentorlauf gewonnen hatte, einem deutschen Skirennfahrer zum Sieg gratuliert. Neureuther verlor bei einem Fehler viel Zeit, für Dopfer war das Finale schon am vierten Tor vorbei. Er erlitt bei seinem Sturz Prellungen im Bereich des linken Knies.
"Es wäre schön gewesen, wenn ein Deutscher auf dem Podium hier gewesen wäre, das war halt bitter", befand Neureuther. Das beste deutsche Ergebnis des Wochenendes in Garmisch-Partenkirchen verbuchte Josef Ferstl als Neunter beim Abfahrtssieg von Christof Innerhofer (Italien) am Samstag. Achtbar schlug sich am Sonntag der 22-jährige Benedikt Staubitzer, der als 15. erstmals Weltcup-Punkte einfuhr. Sieger Alexis Pinturault freute sich über den eigenen Sieg und fand für den geschlagenen Deutschen Mut machende Worte. "Felix Neureuther ist ein großer Champion und er wird auch groß im Riesenslalom zurückkommen", versicherte der Franzose.
Nachdem Neureuther die erste Enttäuschung verdaut hatte, freute sich der 28-Jährige auf ein kurzes Durchschnaufen nach turbulenten Tagen. Gleich nach der WM in Schladming mit Team-Bronze und Slalom-Silber war es zum Heim-Weltcup gegangen. "Das war natürlich auch mit extrem viel Stress verbunden. Aber mich hat es einfach gefreut, dass ich den Leuten, die schon so lange hinter mir stehen, dass ich denen ein bisschen was zurückgeben kann", erklärte Neureuther. "Ich bin extrem froh, wenn jetzt mal zwei Wochen keine Rennen sind und ich meine Akkus aufladen kann. Ich bin extrem platt."
Neureuther freut sich auf eine Pause, Ferstl will am kommenden Wochenende in Norwegen seinen guten Kandahar-Auftritt bestätigen. Rang neun bedeutete für den Sohn des zweimaligen Kitzbühel-Siegers Sepp Ferstl selbst das mit Abstand beste Weltcup-Ergebnis. "Die Sicht war perfekt wie auch das Publikum. Ich habe es einfach genutzt. Top. Saugut", sagte der 24-Jährige.
Wie eigentlich jeder deutsche Weltcup-Abfahrer war auch Ferstl in dieser Saison verletzt gewesen. In Beaver Creek hatte er sich bei einem Sturz die Nase gebrochen und Zähne ausgeschlagen - nun kämpft er sich gut zurück. "Er hat eine sehr talentierte Jugend gehabt, ist dann aber einmal aus der Förderung rausgefallen, weil er das Thema nicht richtig erkannt hat, worum es im Leistungssport letztendlich geht", sagte Alpin-Chef Wolfgang Maier.