Waschlappen kann tägliche Dusche gut ersetzen
Berlin - Duschverbot in einem Hochhaus in Neu-Ulm: Gefährliche Legionellen-Keime im Trinkwasser beeinträchtigen dort die tägliche Hygiene der Bewohner. Doch bei der Körperpflege gibt es auch effektive Alternativen zur Dusche.
Wegen Legionellen im Trinkwassersystem dürfen etwa 500 Bewohner eines Hochhauses in Neu-Ulm seit drei Monaten nicht mehr duschen. Beim Duschen können die Bewohner die Keime einatmen und dann an Lungenentzündungen erkranken.
Doch tägliches Duschen ist für eine gründliche Körperhygiene nicht nötig. Es reiche vollkommen, mit einem Waschlappen nur die Zonen, an denen sich Schweiß bildet, gründlich mit Seife zu reinigen, sagte die Hautärztin Gertraud Kremer vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen in Berlin. Zu diesen Körperstellen zählen Hände, Füße, die Achseln, der Intimbereich sowie die vordere und hintere Schweißrinne am Oberkörper, also Brust- und Rückenmitte. Für den Rest des Körpers reiche es, die Haut feucht mit dem Lappen abzuwischen.
Wer aufgrund eines schweißtreibenden Jobs oder Sports mehr schwitze, müsse sich intensiver waschen, wenn keine Dusche zur Verfügung steht. "Das ist kein Drama, es gibt Milliarden von Menschen, die noch nicht mal sauberes Trinkwasser, geschweige denn Duschen haben", betonte Kremer. Wichtig insbesondere bei trockener Haut: nicht fest abrubbeln, nur schonende, seifenfreie Reinigungsprodukte und nur lauwarmes Wasser verwenden. Sonst werde die Haut noch mehr belastet, erläuterte die Medizinerin. Ratsam sei in diesem Fall außerdem tägliches Eincremen mit rückfettenden Substanzen.
Tägliches Baden ist keine Alternative, wenn Duschen nicht möglich ist. "Das ist übertrieben, das würde ich nicht empfehlen", sagte Kremer. Denn auch das könne der Haut extrem zu schaffen machen. Vor allem bei trockener, zu Neurodermitis neigender Haut ist beim Baden Vorsicht angebracht: Das Badewasser dürfe nicht heißer als die Körpertemperatur sein, rät die Ärztin. Am besten seien 35 oder 36 Grad und eine Badezeit von längstens 15 Minuten.
Ätherische Öl- oder Schaumbäder sind ebenfalls ungeeignet, weil sie die Haut zu sehr reizen. Bessere Badezusätze sind laut Kremer Milch, Sahne, Olivenöl oder Produkte für Babys.
Legionellen weltweit verbreitetLegionellen gedeihen in warmem Süßwasser und können die Lungen von Menschen befallen, wenn zerstäubtes Wasser eingeatmet wird. Infektionsquellen sind daher Klimaanlagen, Duschen, Whirlpools und andere Warmwassereinrichtungen, in denen Dampf oder Sprühnebel entsteht. Die Infektion beginnt meist mit Husten, Durchfall und Fieber. Später kann es zu schweren Lungen- und Rippenfellentzündungen kommen. Legionellen im Magen-Darm-Trakt sind dagegen in der Regel harmlos. Eine Übertragung der Legionellen von Mensch zu Mensch ist unmöglich.
Die Legionellose hat zwei Krankheitsbilder: Das weniger gefährliche Pontiac-Fieber und die Legionärskrankheit. Letztere wurde 1976 wegen zahlreicher Erkrankungen bei einem Treffen von Kriegsveteranen in einem Hotel in Philadelphia in den USA bekannt und erhielt so ihren Namen. Das Robert Koch-Institut hat 2012 in Deutschland 649 Legionellose-Fälle offiziell registriert. Die Dunkelziffer sei jedoch hoch. Es geht jährlich allein von etwa 15 000 bis 30 000 Fällen der Legionärskrankheit aus.