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Fußball Boykott und Maulkorb bei FCM gegen HFC

Es wird eine merkwürdige Atmosphäre herrschen, wenn der 1. FC Magdeburg und Halle zum 100. Mal in einem Pflichtspiel aufeinandertreffen.

01.11.2019, 15:26

Magdeburg (dpa) l Keine Fans, keine Stimmung, selbst die Spieler verpassen sich einen Maulkorb: Jahrelang war das Duell zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem Halleschen FC ein Festtag für alle Fußball-Fans in Sachsen-Anhalt. Doch der ungeklärte Tod von FCM-Fan Hannes, der im Oktober 2016 nach einer Begegnung mit HFC-Anhängern aus einem fahrenden Zug gestürzt war, liegt wie ein dunkler Schatten über dem Derby. So wird am Samstag (14 Uhr) geschwiegen statt gefeiert.

Den Anfang machte der harte Kern der Magdeburger Fans, der U-Block. Die Ultras verkündeten, das anstehende Derby sowie künftige Duelle mit dem HFC zu boykottieren. "Durch unser Fernbleiben erhoffen wir uns, dass dieses und zukünftige Spiele an Bedeutung verlieren und weitab der Normalität stattfinden", schrieben sie in einer Mitteilung.

Die Anhänger solidarisierten sich, mehr als 40 Fanclubs schlossen sich dem Aufruf an. Man munkelt sogar, dass sich am Samstag lediglich 10 000 Zuschauer im Stadion einfinden werden. Damit wäre die Spielstätte nicht mal halbvoll. In den Augen vieler Fans aus Magdeburg ist dieses Spiel längst kein Derby mehr.

Unter der Woche übten auch die FCM-Profis den Schulterschluss, erlegten sich selbst einen Maulkorb auf. Vorher erklärten sie natürlich noch, warum. "Vor einem solchen Spiel gibt es häufig Parolen, die schon im Vorfeld zu einer hitzigen Stimmung führen können. Da halten wir uns jetzt ganz bewusst heraus, konzentrieren uns nur auf die Partie auf dem Rasen", sagte Tobias Müller.

Der Verteidiger weiß nur zu gut um die Rivalität der beiden Clubs. Müller spielte in der Saison 2017/2018 für den HFC. Dass er den Club am Saisonende verlassen werde, stand damals länger fest. Doch Müller hielt seinen Wechsel nach Magdeburg so lange geheim, bis die Saison zu Ende war. Auch aus Angst vor Anfeindungen durch die HFC-Anhänger.

In Halle hat man offenbar nur bedingt Verständnis für die Magdeburger Sichtweise. "Im perfekten Fall wünschen wir uns ein ausverkauftes Stadion mit einer tollen Stimmung von beiden Fanlagern. Ich kann aber nicht die Entscheidung für Leute treffen, die das Spiel boykottieren wollen", sagte Trainer Torsten Ziegner. Die Begleitumstände seien "Dinge, die ich nicht tiefer ergründet habe."

Ziegner hat womöglich ohnehin anderes im Kopf. Denn während es für den Tabellenführer aus Halle um einen wichtigen Sieg im Kampf um den Aufstieg geht, hat man diesen in Magdeburg längst abgehakt. Vielmehr geht es beim auf Platz 13 stehenden FCM darum, die Mannschaft irgendwie in die Spur zu bekommen. Da mag ein emotional auf Sparflamme gespieltes Derby sogar helfen.

Mehr zum FCM und rund ums Spiel gegen den HFC im Blog