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1. FC Magdeburg Kochs knallharte Abrechnung: "Misserfolg hat schon Tradition"

08.11.2010, 04:21

Fußball-Regionalligist 1. FC Magdeburg steckt nach nur vier Punkten aus den letzten acht Spielen in einem schweren sportlichen Tief. Der Aufsichtsratsvorsitzende Rüdiger Koch hält zwar wie Präsident Volker Rehboldt nichts von überstürzten personellen Konsequenzen, kündigte aber für die Winterpause eine "schonungslose Analyse" an.

Magdeburg. "Wir brauchen uns nichts mehr vorzumachen. Die Mannschaft spielt gegen den Abstieg. Deswegen werden sich die zuständigen Gremien in der Winterpause sehr kritisch mit der Situation auseinandersetzen", sagte Koch, der kein Blatt vor den Mund nahm: "Der Misserfolg hat ja schon Tradition. Und da soll keiner behaupten, die wirtschaftlichen Voraussetzungen hätten nicht gestimmt. Babelsberg ist in der vergangenen Saison mit einem wesentlich kleineren Budget aufgestiegen. Anspruch und Realität liegen beim FCM schon lange viel zu weit auseinander und die Folgen eines ständigen sportlichen Misserfolgs auf der Hand: Sinkende Zuschauerzahlen und immer weniger Sponsoren. Man kann sich ausmalen, was passiert, wenn ab 2013 mit dann fünf Regionalligastaffeln der Aufstieg noch schwerer fällt."

Der 61-Jährige weiter: "Der Trainer steht nicht zur Disposition. Wir schätzen weiterhin seine Arbeit, halten auch sein Konzept vom Ansatz her für richtig. Ebenso glaube ich, dass das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft nach wie vor intakt ist. Gleichwohl wollen wir nichts schönreden, sondern erwarten bei unserer Analyse natürlich deutliche Ansagen und Perspektiven." Das bedeutet: Ruud Kaiser und Manager Rüdiger Bartsch, die diese Mannschaft zusammengestellt und sich bei dem einen oder anderen Neuzugang offensichtlich geirrt haben, müssen zu gegebener Zeit zum Rapport und überzeugend vortragen, wie sie sich den Weg zurück in die Erfolgsspur konkret vorstellen.

An einem Horrorszenario, das zwangsläufig dann eintritt, wenn die Talfahrt weiter anhält, wollte sich Koch nicht beteiligen, betonte aber unmissverständlich: "Die Spiele im November gegen Mannschaften, die noch hinter uns stehen, werden zweifellos zur Nagelprobe."

Die erste Chance, sich unten Luft zu verschaffen, hat der Club mit dem dürftigen 3:3 bei Aufsteiger TSV Havelse bereits verpasst. Nun folgt am kommenden Sonnabend (13.30 Uhr, MDCC-Arena) gegen das abgeschlagene und sieglose Schlusslicht Türkiyemspor Berlin (erst zwei Punkte) der zweite.

Bei dieser Partie ist mit einem neuen Zuschauer-Negativrekord zu rechnen, und das wiederum ruft Koch auf den Plan: "Sicherlich muss die Mannschaft auf bestimmten Positionen verstärkt werden, aber über allem steht kaufmännisches Controlling. Wir marschieren nicht etwa sehenden Auges in eine zweite Insolvenz. Mit mehr Zuschauereinnahmen hätte man manches gegenfinanzieren können, aber das ist leider nicht der Fall."

Der Aufsichtsratschef sprach diesbezüglich von einer Zwickmühlen-Situation: "Natürlich dürfen wir uns nicht dem Vorwurf aussetzen, nur ans Sparen zu denken. Andererseits müssen Sponsoren zu Recht annehmen dürfen, dass seriös gehaushaltet wird. Nur auf dieser Basis hat der Club eine Zukunft. Wenn sie das Gefühl haben, dass ihr Geld bedroht ist, hätte das noch weitaus fatalere Folgen."