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Aufgespießt „Get off the grass, please“

Australiens Premier Scott Morrison begegnet seinem Diogenes.

Von Alois Kösters 08.06.2020, 01:01

Der australische Premierminister Scott Morrison wollte sich vor einer großen Baustelle in Szene setzen. Es galt, wie dieser Tage üblich, ein gewaltiges Konjunkturprogramm und ehrgeizige Projekte zu verkünden.

Gut 2300 Jahre vor ihm war es Alexander der Große der anläßlich seiner Wahl zum obersten Feldherrn der Griechen bei einer entsprechenden Inszenierung seinen Hausphilosophen vermisste. So sehr, dass er mit seinem glänzenden Tross vor dessen einfacher Behausung erschien, wo Diogenes in der Sonne döste. Leutselig wie die Mächtigen sind, wenn ihre Pläne aufgehen, fragte er den ungerührt daliegenden nach seinen Wünschen. „Geh mir nur ein wenig aus der Sonne“, soll der Philosoph geantwortet haben.

Morrison hatte das Pech, vor laufender Kamera an einen Philosophen der gleichen Schule zu geraten. Denkern, denen es vor allem gemein ist, keinerlei Begeisterung für das große Projekt und keinerlei Ehrfurcht vor großen Männern aufbringen zu können. Und als Sky News gerade den mächtigsten Australier ins rechte Licht gerückt hatte, trat der Phisosoph vor seine einfache Behausung und sprach: „Can everyone get off the grass please“ (könnte jeder bitte vom Rasen gehen!). Der Tross hatte sich auf seinem frisch angesäten Rasen versammelt.

Während aber der große Alexander sich einst mit dem unsterblichen Satz „Wahrhaftig, wenn ich nicht Alexander wäre, dann möchte ich wohl Diogenes sein!“ aus der Affäre zog, winkte der Australier nur kurz und ließ sich artig vom Rasen ziehen.