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Auto und Verkehr Welche Versicherung sich für den Oldtimer lohnt

Für die immer beliebter werdenden Oldtimer bieten Versicherungen verschiedene Produkte an. Aber der Unterschied liegt im Detail. Es gibt einiges zu beachten.

Von Fabian Hoberg, dpa 29.12.2020, 03:00
Florian Schuh
Florian Schuh dpa-tmn

Berlin/Essen (dpa/tmn) - Blitzeblank poliertes Blech und glitzernder Chrom: Oldtimer werden immer beliebter. Doch jeder braucht wie jüngere Autos auch mindestens eine Kfz-Haftpflichtversicherung. Je nach Modell, Wert und Anbieter kostet die zwischen 50 und 150 Euro.

Welchen Schutzschirm sollten Oldiefreunde aber aufspannen? Im Gegensatz zu Alltagsautos unterliegen Young- und Oldtimerversicherung aber nicht den Typenklassen und Schadensbilanzen des Zulassungsortes. Den genauen Unterschied zwischen den Versicherungen bemerken Oldtimer-Fahrer häufig erst dann, wenn es zu spät ist: im Schadenfall. Nach Unfall, Diebstahl oder Brand regulieren die Versicherungen sehr unterschiedlich.

"Oldtimer-Besitzer sollten sich vor dem Abschluss einer Kfz-Versicherung informieren, wie die jeweiligen Versicherungen im Oldtimer-Bereich aufgestellt sind", rät Frank Wilke vom Marktbeobachter Classic Analytics. "Dabei sollte die Versicherung das Thema Oldtimer verstehen und eine eigene Experten-Abteilung mit einem eigenen Ansprechpartner bieten." Wenn Oldtimer nur als Untergruppe der normalen Kfz-Versicherung laufe, könne es im Regulierungsfall kompliziert werden.

Versicherer neigen grundsätzlich dazu, Schäden günstig zu regulieren. Bei Oldtimern kann das günstige Ersatzteil aber nicht original sein, so dass es für den Besitzer nicht in Frage kommt. Dann beginnt womöglich eine lange Diskussion. Zu den großen Oldtimer-Versicherungen zählen unter anderem ADAC, Allianz, Axa, Belmot, OCC, LVM, Württembergische und Zürich.

Was ist mein Oldtimer aktuell genau wert?

Im Vertrag muss außerdem der Marktwert oder Wiederbeschaffungswert enthalten sein, der vorher meist über ein Kurzgutachten ermittelt wurde. Diese Bewertungen von Kfz-Gutachtern kosten rund 150 Euro. "Besitzer achten besser auf die Inhalte als auf die Höhe des Jahresbeitrags. Der unterscheidet sich bei den Versicherungen eh nicht so groß", sagt Wilke. Zu den Inhalten zählen die vereinbarte Jahresfahrleistung, das Alter der Fahrer, die Parksituation und die versicherten Schäden.

Die Haftpflichtversicherung für Fremdschäden muss jeder haben. Teil- und Vollkasko sind freiwillig. Eine Teilkasko schließt unter anderem die Erstattung nach Diebstahl, Wildunfall, Glasbruch, Brand und Sturmschaden ein. Die Vollkasko schützt umfangreicher und reguliert zudem Vandalismus und selbst verursachte Schäden. "Bei wertvollen Klassikern oder Fahrzeugen mit hohem emotionalem Wert wird diese deshalb häufig abgeschlossen", sagt Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Um den Versicherungswert zu ermitteln, verlangen einige Versicherungen bei Neuabschluss ein Wertgutachten. Jarosch empfiehlt, den Wert des Autos regelmäßig zu prüfen, um Wertsteigerungen abzusichern.

Es gibt auch auch noch zusätzliche Bausteine

Alf Cremers von der Zeitschrift "Motor Klassik" sieht einen großen Unterschied bei den Versicherungsarten und optionalen Versicherungspaketen. Neben Haftpflicht, Teil- und Vollkasko bieten einige Assekuranzen zusätzliche Versicherungspakete an. "Die sind für Oldtimer-Besitzer individuell zugeschnitten und versichern je nach Angebot und Klasse Schäden in der Garage, beim Transport sowie Motorschäden und Schäden, die bei Bedienungsfehler auftreten können", erklärt er. Der Aufpreis zur Vollkasko sei aber oft nur gering.

Für einen Ford Capri I mit einem Wert von etwa 15 000 Euro reiche eine Teilkasko, eine Vollkasko gebe es meist für wenige hundert Euro mehr im Jahr. "Damit haben Besitzer den vollen Schutz. Für wertvolle Autos mit einem Wert über 30 000 Euro eignen sich die All-inclusive-Pakete, ebenso wie für Liebhaberfahrzeuge", so Cremers.

Infokasten:

Mit oder ohne H-Kennzeichen: Oldies boomen. Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) waren in Deutschland zum Stichtag am 1. Januar 2020 genau 595 046 Oldtimer in Deutschland angemeldet, davon 390 640 Fahrzeuge mit dem H-Kennzeichen. Ein Jahr zuvor waren es rund 60 000 Fahrzeuge weniger.

Als Oldtimer gilt ein Fahrzeug, das ab dem Tag der ersten Zulassung mindestens 30 Jahre alt ist und sich in einem originalen und gepflegten Zustand befindet. Diese Fahrzeuge dürfen dann nach Beantragung eines H-Kennzeichens ohne grüne Plakette in Umweltzonen fahren und zahlen eine pauschale Kfz-Steuer von 191,73 Euro im Jahr, Motorräder werden pauschal mit 46,02 Euro besteuert.

© dpa-infocom, dpa:201228-99-829872/3