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Gelenkentzündungen und Co. - Rheuma hat viele Gesichter

29.05.2013, 09:19
Wenn das Stricken zur Qual wird: Wer Rheuma in den Fingergelenken hat, dem fallen früher selbstverständliche Bewegungen mitunter sehr schwer. Foto:  Sebastian Widmann
Wenn das Stricken zur Qual wird: Wer Rheuma in den Fingergelenken hat, dem fallen früher selbstverständliche Bewegungen mitunter sehr schwer. Foto:  Sebastian Widmann dpa-tmn

Berlin - Rheuma ist eine weit verbreitete Krankheit: Etwa 20 Millionen Menschen leiden an einer ihrer vielen Formen. Fachleute unterscheiden zwischen vier Hauptgruppen und mehr als 100 Krankheitsbildern. Besonders häufig sind Verschleißerscheinungen.

Rheuma? Das ist doch die Krankheit, bei der die Gelenke entzündet sind. So lautet eine landläufige Einschätzung. Tatsächlich umfasst
Rheuma aber mehr als 100 Krankheitsbilder. "Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation sind unter Rheuma alle Schmerzen am Bewegungsapparat mit Tendenz zur Chronifizierung zu verstehen", erläutert Prof. Matthias Schneider, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie in Berlin. Schätzungsweise rund 20 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen.


Die rheumatischen Erkrankungen werden nach ihren Erscheinungsbildern in vier Hauptgruppen zusammengefasst: degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen, entzündlich-rheumatische Erkrankungen, Weichteilrheumatismus und Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden. "Zahlenmäßig die größte Gruppe sind Patienten mit Verschleißerkrankungen", erläutert Edmund Edelmann vom Berufsverband Deutscher Rheumatologen.

Die bekannteste Form der degenerativen rheumatischen Erkrankung ist die Arthrose, vor allem in der Hüfte oder im Kniegelenk: Knorpel, der Stoßdämpfer im Gelenk, wird nicht durchblutet. Dadurch kann er sich nicht regenerieren. Es kommt zu Abnutzungserscheinungen, so dass er irgendwann keine Pufferwirkung mehr hat. Die Gelenke schmerzen vor allem bei Belastung. "Die erste Vorbeugemöglichkeit ist, Fehl- und Überbelastungen zu vermeiden und die Gelenke zu bewegen", sagt Prof. Erika Gromnica-Ihle, Präsidentin der
Deutschen Rheuma-Liga.


Auch bei vielen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind die Gelenke betroffen - zum Beispiel bei der Haupterkrankung dieser Gruppe, der Rheumatoiden Arthritis, auch chronische Polyarthritis genannt. Sie äußert sich in ziemlich eindeutigen Frühsymptomen: Mehrere Gelenke sind über einen Zeitraum von einigen Wochen geschwollen. "Typisch ist ein Ruheschmerz etwa in der zweiten Nachthälfte oder am Morgen. Er geht mit meist länger andauernder Gelenksteifigkeit einher", erläutert Edelmann.

Bei der dritten Hauptgruppe der rheumatischen Erkrankungen, dem Weichteilrheumatismus, wird die Funktion von Muskeln, Sehnen oder Bändern gestört, aber nicht unbedingt dauerhaft zerstört. Beispiele sind Sehnenscheiden- oder Schleimbeutelentzündungen. Zur vierten Hauptgruppe schließlich zählen Folgen von Erkrankungen, die außerhalb der Bewegungsorgane auftreten. Dabei haben Stoffwechselerkrankungen einen großen Anteil zum Beispiel Anreicherung von Harnsäurekristallen und folgende Entzündung in Gelenken bei Gicht.

Bis auf einzelne Formen von Weichteilrheumatismus gilt für alle rheumatischen Erkrankungen: "Was an Schaden da ist, können wir nicht mehr beheben. Wir können nur die weitere Schädigung des Körpers verhindern", betont Schneider. Daher ist es immens wichtig, dass Patienten möglichst frühzeitig zum Arzt gehen. "Günstig ist immer, wenn der Hausarzt die Diagnose stellt und den Patienten dann an den richtigen Facharzt weiter vermittelt", ergänzt Edelmann. Für Verschleißerkrankungen ist der Orthopäde zuständig, für alle anderen Krankheitsbilder der Rheumatologe.

Wenn Diagnose und Therapieplan stehen, suchen sich viele Patienten neben dem Mediziner weitere Ansprechpartner, etwa in Selbsthilfegruppen. Denn sie werden den Rest ihres Lebens von der Krankheit begleitet sein. "Rheuma-Patienten wollen im Prinzip ein ganz normales Leben weiterführen. Doch die Ärzte haben in ihren Sprechstunden gar keine Zeit, sich mit diesem Aspekt der Krankheit ausreichend auseinanderzusetzen", sagt Gromnica-Ihle. Daher seien der Austausch mit anderen Betroffenen und der Kontakt zu geschulten Beratern außerhalb der Arztpraxis besonders wichtig.