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Damit das Wasser sprudelt Wie werde ich Brunnenbauer?

Wer zum ersten Mal vom Beruf des Brunnenbauers hört, hat vielleicht einen Gartenbrunnen vor Augen. Weit gefehlt: Die Fachkräfte sichern die Wasserversorgung - indem sie metertief bohren, um etwa Trinkwasser von ganz tief unten zu holen.

Von Amelie Breitenhuber, dpa 08.07.2019, 04:38
Im Ausbildungszentrum: Lehrwerkmeister Lothar Schoka (rechts) erklärt Brunnenbauer-Azubi Philipp Mülder die Steuerung des Bohrgeräts. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
Im Ausbildungszentrum: Lehrwerkmeister Lothar Schoka (rechts) erklärt Brunnenbauer-Azubi Philipp Mülder die Steuerung des Bohrgeräts. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn dpa-tmn

Bad Zwischenahn/Nottuln (dpa/tmn) - Drehen wir den Wasserhahn auf, kommt Wasser. "Dass die Wasserwerke das nicht hergezaubert haben, darüber machen sich die wenigsten Gedanken", sagt Phillip Mülder. Der 19-Jährige macht eine Ausbildung zum Brunnenbauer bei der Firman Vormann in Nottuln bei Münster.

Brunnenbauer bauen in der Regel keine beschaulichen Garten-Springbrunnen, sondern bohren tief ins Erdreich - und sichern so die Wasserversorgung. "Gerade angesichts der aktuellen Entwicklungen, etwa dass es immer trockener wird, finde ich das eine total sinnvolle Ausbildung", sagt Mülder.

Brunnenbauer in zweiter Generation und immer an der Luft

Er ist mit dem Beruf groß geworden. Seit Vater hat ein Brunnenbauunternehmen in Wesel (Nordrhein-Westfalen). Der 19-Jährige hat sich aber bewusst dazu entschieden, in der Ausbildung einen anderen Betrieb kennenzulernen. Mit seinem Ausbildungsbetrieb, der Firma Vormann, ist er vor allem auf Montage unterwegs. Montagmorgens trifft er sich mit seinen Kollegen auf dem Betriebshof und dann geht es los, zu Baustellen in ganz Deutschland.

Als Azubi übernimmt Mülder vorerst die Hilfstätigkeiten: Er reicht zum Beispiel Bohrgestänge an, schüttet Filterkies oder nimmt Bodenproben. Harte körperliche Arbeit also. Mülder würde es sich nicht anders wünschen. "Ich bin nicht der Mensch, der im Büro sitzt und nur einen Kugelschreiber über das Papier bewegt", sagt der 19-Jährige. Außerdem ist er den ganzen Tag an der frischen Luft.

Mathe, Technik und Material

Brunnenbauer arbeiten mit großen Maschinen. Mitbringen sollten Interessierte daher "auf alle Fälle technisches Verständnis", sagt Lothar Schoka, Lehrwerkmeister im Ausbildungszentrum Bau-ABC Rostrup. Zudem sei es wichtig, dass die Lehrlinge Arbeitsabläufe erkennen, einordnen und ausführen können. Schoka zeigt ihnen im Ausbildungszentrum zum Beispiel, wie sie die Maschinen per Fernsteuerung bedienen können.

Das Tablet gehört dabei zum täglichen Handwerkszeug der Auszubildenden, sagt Schoka. Denn die Digitalisierung spielt für die Brunnenbauer eine wichtige Rolle. Wer den Beruf erlernt, sollte auch einigermaßen fit in Mathe sein. "Die Auszubildenden müssen Massen bestimmen können, Bohrlochinhalte berechnen oder zum Beispiel ermitteln, wie viel Material sie auf der Baustelle benötigen", erklärt der Brunnenbauermeister.

Bergmannsprache und das schönste am Beruf ist das Wasser

An einem typischen Tag auf der Baustelle kontrollieren Brunnenbauer erst die Maschinen, dann beginnt die Bohrung. Die geht so lange, bis die entsprechende "Teufe", also Tiefe, erreicht ist. "Der Begriff ist noch aus der Bergmannsprache übrig geblieben", erzählt Schoka. Nach getaner Arbeit bauen die Fachkräfte die Pumpe ein und der Brunnen wird "klargepumpt" bis das Wasser die gewünschte Qualität hat.

Die Ausbildung findet in der Berufsschule, im Betrieb und in überbetrieblichen Ausbildungszentren statt. Eines davon steht in der Region Brandenburg, eins ist das Bau-ABC Rostrup im niedersächsischen Bad Zwischenahn. "Die Auszubildenden kommen hier aus ganz Deutschland zusammen", sagt Lehrwerkmeister Schoka. Sie sind dann für einige Wochen im Jahr im Internat untergebracht und lernen so früh, auf eigenen Beinen zu stehen.

Am meisten Spaß am Beruf bringt für Lehrwerkmeister Lothar Schoka der tägliche Erfolg. "Hat man erfolgreich gebohrt - und das Wasser sprudelt, und die Kunden sind glücklich, das ist eigentlich das Schönste."

Gute Bezahlung und gute Chancen auf einen Job

Die Bezahlung liegt bei Bauberufen im oberen Bereich der Ausbildungsgehälter. Lehrlinge in tarifgebundenen Betrieben bekommen im ersten Lehrjahr ein Bruttomonatsgehalt von 850 Euro, es steigt im Laufe der dreijährigen Ausbildung auf 1475 Euro. Im Osten sind die Tarifgehälter etwas niedriger. Die Chancen, einen Job zu bekommen, sind nach Einschätzung von Lothar Schoka sehr gut. Er kenne keinen guten Brunnenbauer, der arbeitslos ist.

Zudem sei der Brunnenbauer ein Nischenberuf, sagt Ilona Klein vom Zentralverband der Deutschen Bauindustrie. 45 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge gab es 2018 nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Weil nicht so viele die Ausbildung durchlaufen, seien die Fachkräfte gefragt.

Weiterbildung und eine Auslandsaufenthalt

Nach ihrer Ausbildung können Brunnenbauer etwa zum Polier oder Werkpolier aufsteigen und Baustellen leiten. Die Meisterprüfung bietet sich für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter ebenso an wie der Bautechniker. "Nicht zuletzt ist natürlich das Studium zum Bauingenieur eine Perspektive für Brunnenbauer", sagt Klein.

Mülder weiß schon, dass er an die Ausbildung seinen Meister anschließen möchte. "Ein halbes Jahr, in Vollzeit." Und danach geht er womöglich ins Ausland, um neue Einblicke in den Beruf zu gewinnen. In die Schweiz oder nach Kalifornien, so sein Ziel.

Berufsbild Brunnenbauer

BIBB: Rangliste 2018 der Ausbildungsberufe

Lothar Schoka ist Lehrwerkmeister im überbetrieblichen Ausbildungszentrum Bau-ABC Rostrup. Angehende Brunnenbauer aus Betrieben in ganz Deutschland lernen hier ihr Handwerk. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
Lothar Schoka ist Lehrwerkmeister im überbetrieblichen Ausbildungszentrum Bau-ABC Rostrup. Angehende Brunnenbauer aus Betrieben in ganz Deutschland lernen hier ihr Handwerk. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
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Bohrkontrolle: Brunnenbauer-Azubi Philipp Mülder misst mit einem sogenannten Lichtlot den Wasserspiegel. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
Bohrkontrolle: Brunnenbauer-Azubi Philipp Mülder misst mit einem sogenannten Lichtlot den Wasserspiegel. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
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Angehender Brunnenbauer: Philipp Mülder macht seine Ausbildung bei der Firma Vormann in Nottuln bei Münster. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
Angehender Brunnenbauer: Philipp Mülder macht seine Ausbildung bei der Firma Vormann in Nottuln bei Münster. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
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Die Ausbildung zum Brunnenbauer bedeutet oft harte körperliche Arbeit - doch das stört Azubi Philipp Mülder nicht. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
Die Ausbildung zum Brunnenbauer bedeutet oft harte körperliche Arbeit - doch das stört Azubi Philipp Mülder nicht. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
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Schweres Gerät: Im Rahmen seiner Ausbildung zum Brunnenbauer lernt Philipp Mülder auch, mit solchen Bohrern umzugehen. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
Schweres Gerät: Im Rahmen seiner Ausbildung zum Brunnenbauer lernt Philipp Mülder auch, mit solchen Bohrern umzugehen. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
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Mit Schulterblick: Lehrwerkmeister Lothar Schoka (links) und Azubi Philipp Mülder kontrollieren das Bild einer Brunnenkamera. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
Mit Schulterblick: Lehrwerkmeister Lothar Schoka (links) und Azubi Philipp Mülder kontrollieren das Bild einer Brunnenkamera. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
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Ohne technisches Verständnis geht es nicht - denn angehende Brunnenbauer wie Philipp Mülder müssen auch mit Geräten wie dieser Brunnenkamera umgehen können. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
Ohne technisches Verständnis geht es nicht - denn angehende Brunnenbauer wie Philipp Mülder müssen auch mit Geräten wie dieser Brunnenkamera umgehen können. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
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Wie sieht es da unten aus? Brunnenbauer Philipp Mülder lässt eine Kamera in den Brunnenschacht ein. Foto: Markus Hibbeler
Wie sieht es da unten aus? Brunnenbauer Philipp Mülder lässt eine Kamera in den Brunnenschacht ein. Foto: Markus Hibbeler
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