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Viel Zeitkolorit Die Vorgeschichte zur Gereon-Rath-Reihe: "Moabit"

Volker Kutschers Krimis über das Berlin der 30er Jahre gehören zu den erfolgreichsten Romanserien der vergangenen Jahre. Als "Babylon Berlin" laufen sie jetzt im Fernsehen. Mit der illustrierten Geschichte "Moabit" erzählt Kutscher eine Vorgeschichte zur Reihe.

Von Axel Knönagel, dpa 17.10.2017, 09:34

Berlin (dpa) - Seit Volker Kutscher im Jahr 2008 in seinem Roman "Der nasse Fisch" den Berliner Kommissar Gereon Rath vorstellte, ist die Krimireihe beständig gewachsen. Mittlerweile hat Rath in sechs Romanen ermittelt, die zwischen 1929 und 1934 spielen.

Auch die optische Umsetzung der Texte hat begonnen. Im März dieses Jahres erschien "Der nasse Fisch" als Graphic Novel, seit Mitte Oktober läuft eine aufwendige Verfilmung unter dem Titel "Babylon Berlin" als Serie im Fernsehen - zunächst im Pay-TV-Sender Sky und in einem Jahr in der ARD.

Nun hat Volker Kutscher die Erzählung "Moabit" veröffentlicht, in der Rath zwar nicht vorkommt, die aber eine wichtige Vorgeschichte zu der Serie erzählt. Eine der wichtigsten Figuren der Reihe ist Charlotte Ritter, Schreibkraft in der Berliner Mordkommission, anfangs Gereon Raths Freundin, später seine Ehefrau. "Moabit" erzählt, wie sie zur Kripo kam.

Berlin 1927. In der Justizvollzugsanstalt im Stadtteil Moabit wartet Adolf Winkler, genannt "Der Schränker", auf seine Entlassung nach drei Jahren Haft. Bald kann er wieder seinen Platz als Chef des Ringvereins "Berolina" einnehmen, einer jener Gangsterbanden, die Berlin unter sich aufgeteilt haben.

Auf dem Weg vom Besucherraum zurück in seine Zelle wird er plötzlich angegriffen. Winkler kennt den Mann nicht, aber der Fremde will ihn umbringen. Erst im letzten Moment wird er gerettet, vom Oberaufseher Christian Ritter höchstpersönlich. Die Hintergründe bleiben unklar, zumal es bald einen geheimnisvollen Todesfall gibt, der die Aufklärung fast unmöglich macht.

Kutscher hat die Erzählung in drei Abschnitte unterteilt, die sich auf jeweils eine Hauptfigur konzentrieren. Erst wird Winkler in all seiner Großspurigkeit und kriminellen Energie gezeigt, dann sein genaues Gegenstück. Der Oberaufseher Ritter ist äußerst pflichtbewusst, korrekt und von moralischen Prinzipien geleitet.

Der dritte Teil schließlich gehört Ritters 19-jähriger Tochter Charlotte. Sie hat die Schule beendet, möchte studieren und sucht eine Anstellung als Schreibkraft. Vor allem aber sucht sie das Vergnügen im Berlin der immer noch goldenen Zwanziger. Als sie eines Nachts vom Tanzen nach Hause kommt, macht sie eine Beobachtung, die die Aufklärung des Falls voranbringt. So kommt sie ins Polizeipräsidium, findet den Arbeitsplatz, an dem sie Gereon Rath treffen wird.

Zeitkolorit hat immer schon eine wichtige Rolle in den Gereon-Rath-Romanen gespielt. In "Moabit" wird dieser Aspekt durch die Illustrationen von Kat Menschik hervorragend begleitet. Jeder der drei Teile beginnt mit einem ganzseitigen Porträt der Hauptfigur. Hinzu kommen Ansichten von Gebäuden, Straßenszenen und Anzeigen im Stil der damaligen Zeit, die im Text erwähnt Gegenstände bewerben.

"Moabit" ergänzt die Gereon-Rath-Reihe um eine gelungene Facette, ganz besonders durch das Gefühl für die Lebensumstände der Menschen in jener Zeit.

- Volker Kutscher: Moabit. Illustriert von Kat Menschik. Verlag Galiani Berlin, 84 Seiten, 18,00 Euro, ISBN 978-3-86971-155-3.

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