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"Draußen" "Kluftinger"-Autoren gehen neue Wege

Mit ihren Heimatkrimis über den Allgäuer Kommissar Kluftinger feiern die beiden Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr seit 15 Jahren Erfolge. Ihr neuer Roman "Draußen" bietet statt Heimat und Humor nun Prepper, Söldner und Verschwörungen.

Von Axel Knönagel, dpa 20.11.2019, 07:00
Karl-Josef Hildenbrand
Karl-Josef Hildenbrand dpa

Berlin (dpa) – Irgendwo in einem Waldgebiet in Brandenburg halten sich drei Menschen versteckt. Warum, ist erst einmal völlig unklar. Als "Draußen", der neue Roman von Volker Klüpfel und Michael Kobr, beginnt, ist der Anführer des Trios gerade als Ausbilder in einem Survivalcamp engagiert. Allerdings stellt sich bald heraus, dass der muskelbepackte Mann, dessen Gesicht von Narben entstellt ist, zu hartgesotten ist für die Kursteilnehmer.

Für den Mann, der sich Stephan nennt, ist das Ende seines Engagements allerdings kein Problem. Viel lieber ist es ihm, mit seinen beiden jugendlichen Schützlingen, dem Mädchen Cayenne und dem Jungen Joshua, in völliger Abgeschiedenheit zu leben. Die drei fühlen sich verfolgt und ziehen schon seit Längerem von Versteck zu Versteck. Und tatsächlich scheinen sie bedroht, denn Cayenne wurde schon überfallen und ist nur knapp mit dem Leben davongekommen.

Parallel zu diesem Handlungsstrang erzählt der Roman eine andere Geschichte. Jürgen Wagner, ein Lobbyist der Energiewirtschaft, verfolgt seine persönlichen und politischen Ziele im Berliner Politikbetrieb. Dabei wird schnell klar, dass er keinerlei Skrupel kennt und auch vor Erpressungen und anderen schmutzigen Tricks nicht zurückschreckt. Wenn es einmal kritisch wird, macht Wagner sich allerdings nicht selbst die Finger schmutzig. Er hat einen Mitarbeiter, der vor nichts zurückschreckt, auch nicht vor Mord.

Wie diese beiden Handlungsstränge zusammenpassen, bleibt lange unklar, zumal immer wieder eine weitere Erzählebene auftaucht. Ein jüngerer Mann schildert in seinem Tagebuch von den Härten, die er als Rekrut in der französischen Fremdenlegion durchmacht.

Lange Zeit bleiben diese Erzählstränge getrennt voneinander und werden sogar noch durch weitere Episoden getrennt. Aber schon in ihren Kluftinger-Romanen haben Klüpfel und Kobr ihr Talent gezeigt, ihre Themen aufzufächern und dann wieder zusammenzubringen.

Auch in "Draußen" kommen die Handlungsstränge schließlich zusammen. Letztlich ist es ein Foto, das die tatsächlich existierenden Verfolger auf die Spur der drei Zivilisationsflüchtlinge bringt. Mitten in einem gewaltigen Sturm, der das Stromnetz zum Kollaps und Jürgen Wagner zur Verzweiflung bringt.

Die Suche nach Stephan und den Jugendlichen nutzen Klüpfel und Kobr zu einigen ironischen Kommentaren über die Menschen, die sich im brandenburgischen Wald auf den Zusammenbruch der Zivilisation vorbereiten: "Eines war klar. Hier hatte jemand die Welt ausgesperrt und den Schlüssel weggeworfen." Allerdings sind diese Menschen nicht lustig. Im Gegenteil. Ein Vertreter der Prepper-Szene ist einer der gefährlichsten Figuren im Buch.

Mitten im Chaos, als die Zeit für die Prepper gekommen zu sein scheint, erreicht auch der Roman seinen Höhepunkt. Es gelingt den Verfolgern tatsächlich, Stephan, Cayenne und Joshua auf die Spur zu kommen. Es kommt zum Kampf auf Leben und Tod, in dem Cayenne immer stärker in den Mittelpunkt gerät.

Erst ganz zum Schluss des Romans werden die Zusammenhänge deutlich. Es wird klar, wer wer ist und warum die Einzelnen so seltsam handeln. Und die beiden Autoren haben tatsächlich die unterschiedlichen Handlungsstränge so zusammengeführt, dass die Rätsel um die Figuren gelöst sind.

"Draußen" ist eine Überraschung. Bislang waren die Romane von Volker Klüpfel und Michael Kobr in erster Linie durch ihre Mischung aus Humor und Spannung gekennzeichnet. "Draußen" setzt ganz auf Spannung, und das durchaus überzeugend. Ein wenig augenzwinkernder Humor ist allerdings auch dabei, und sogar der legendäre Kommissar Kluftinger taucht auf.

Volker Klüpfel und Michael Kobr: Draußen. Ullstein Verlag, Berlin, 372 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-550-08181-1

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