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Good Old Germany Thomas Wolfes "Deutschlandreise"

07.04.2020, 13:07

Berlin (dpa) - Der große US-amerikanische Schriftsteller Thomas Wolfe (1900-1938; "Schau heimwärts, Engel") war ein enthusiastischer Freund und Bewunderer Deutschlands - bis Hitler an die Macht kam.

Und so reiste er durch seine zweite Heimat. Seine humorvollen und zum Teil verwunderten Notizen "Eine Deutschlandreise" sind jetzt bei Manesse erschienen. "Letzten Abend wieder auf der Wiese (Oktoberfest) - Versuche mich heute von diesem Albtraum zu erholen, der mich lahm gelegt hat", notiert Wolfe (im Schlafanzug) am 18. September 1928 in München.

Mehr von seinen amüsanten Betrachtungen bieten die sechs Reisekapitel. Wolfe besuchte zusammen mit dem irischen Schriftsteller James Joyce Goethes Geburtshaus in Frankfurt und durchzechte mit einem Freund Berliner Sommernächte. Über Frankfurt schreibt er: "Ich saß auf dem Platz vor dem Römer gestern Nacht bei hellem Mondschein - auf der Terrasse eines dieser sagenhaften Häuser, und trank ein Glas Rheinwein." Beklagt hat sich Wolfe über die "Ungetüme" der Bettdecken, mit denen sich die Deutschen "plagen".

1936 nimmt er Abschied von seinem verehrten Land. Er habe den Massenwahn und die Selbstinszenierung von "Dark Messiah" (Hitler) gesehen. "Was Thomas Wolfe lange nicht wahrhaben wollte, wird ihm nun schlagartig klar: "Good old Germany", die Heimstatt von Humanität und Kultur, gibt es nicht mehr", heißt es vom Verlag.

Kein Autor der amerikanischen Moderne sei tiefer in deutsche Kultur und Mentalität eingedrungen als Thomas Wolfe, und "so sind seine Deutschlanderkundungen zwischen 1926 und 1936 auch Reisen zu sich selbst". Das Buch ist mit Fotos und Zeitdokumenten illustriert.

Thomas Wolfe: Eine Deutschlandreise, Manesse, München, 416 Seiten, 25,00 Euro, ISBN 978-3-7175-2424-3

Ein Deutschlandreise