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16 Jahre Staatsbibliothek Berlin nach Sanierung digital eröffnet

Die Staatsbibliothek Berlin hat sich an ihrem Standort Unter den Linden mit teurer Sanierung fein rausgeputzt. Bundestagspräsident Schäuble sieht im Internetzeitalter eine besondere Rolle für die Demokratie.

23.01.2021, 23:01
Christoph Soeder
Christoph Soeder dpa

Berlin (dpa) - Nach 16 Jahren Sanierungsarbeiten weitgehend während des Normalbetriebs ist die Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden seit Montag wieder für Forschung und Lektüre bereit.

Coronabedingt wurde das imposante Gebäude zwischen Brandenburger Tor und Museumsinsel nach den 470 Millionen Euro teuren Arbeiten zunächst nur digital eröffnet.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zählte die Einrichtung mit ihren rund 25 Millionen Büchern, Medien und Objekten zu den größten Bibliotheken Europas. Zur Kernaufgabe des für alle offenen Denkraums gehöre es, geistige und kulturelle Schätze zugänglich zu machen, sagte Grütters während einer gestreamten Zeremonie.

Mit Blick auf die Zerstörung im Krieg und die vielen Bauphasen der Nachkriegszeit sagte Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: "Aus dem Torso ist wieder ein Meisterwerk geworden." In Berlins Mitte befinde sich die Bibliothek in einer einzigartigen Bildungslandschaft.

Die Bedeutung einer Bibliothek bestehe nur zur Hälfte aus ihren Beständen, sagte Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf. "Ebenso wichtig sind die Lesesäle mit ihrem Ambiente", sagte sie mit Blick auf Lektüre und Forschung der Nutzerinnen und Nutzer.

Die 1661 gegründete Staatsbibliothek zählt mit ihrem zweiten Standort am Potsdamer Platz zu den international wichtigsten Einrichtungen ihrer Art und ist die größte wissenschaftliche Universalbibliothek im deutschsprachigen Raum. Zu den Schätzen gehören die originalen Partituren etwa von Beethovens Neunter Sinfonie, Mozarts großen Opern wie der "Zauberflöte" oder 80 Prozent von Bachs Handschriften, darunter die Passionen.

Nach den Worten von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble gehört es heute zur Aufgabe von Bibliotheken, kommerzielle Informationsmonopole zu verhindern. "Gerade in einer digitalisierten Öffentlichkeit brauchen wir neutrale und verlässliche Institutionen, die Wissen dokumentieren, zugänglich machen – und ja, auch filtern!", sagte Schäuble. So würden Leser in die Lage versetzen, Informationen kritisch zu bewerten.

Die internationale Gemeinschaft sollte aus Sicht Schäubles die Freiheit im Internet einschränken. "Wird die Freiheit grenzenlos, setzt sie die freiheitliche Demokratie unter Druck", sagte der CDU-Politiker. Eine ungefilterte Öffentlichkeit verliere ihre kritische Funktion. "Wenn die Logik von Likes und Followern professionelle Filter ersetzt, ist sie immer weniger in der Lage, die gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf Relevantes zu fokussieren", sagte Schäuble. "Der Blick aufs Gemeinsame droht verloren zu gehen."

Unternehmen wie YouTube oder Google seien Aktionären verpflichtet, nicht der Allgemeinheit. "Googles Suchmaschine ist nur so lange frei, wie das kommerziell sinnvoll ist", sagte Schäuble. "Im angeblich freien Internet ist das Wissen auf bedenkliche Weise konzentriert, teils monopolisiert. Wer sagt, dass nicht eines Tages Konzerne eine politische Agenda verfolgen könnten?"

Schäuble verwies auf die Sperre des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump auf Twitter. Dies führe vor Augen, wie mächtig die sozialen Netzwerke geworden seien und wie schmal der Grat zwischen redaktioneller Verantwortung und politischer Zensur sein könne. "Die internationale Gemeinschaft darf diese Gratwanderung nicht den Monopolisten überlassen."

© dpa-infocom, dpa:210124-99-148248/8

Staatsbibliothek Berlin

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