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Abschied Tschechischer Schriftsteller Jiri Stransky gestorben

Die Tschechoslowakei setzte politische Häftlinge im Uranbergbau ein. Der Schriftsteller Jiri Stransky legte davon in seinen Romanen Zeugnis ab. Nun ist er im Alter von 87 Jahren gestorben.

29.05.2019, 23:01

Prag (dpa) - Der tschechische Schriftsteller Jiri Stransky ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 87 Jahren, wie der tschechische PEN-Klub bekanntgab. Stransky war von 1992 bis 2006 Präsident der nationalen Sektion der Schriftstellervereinigung.

In seinen Romanen verarbeitete er seine Erfahrungen als Häftling in kommunistischen Arbeitslagern, unter anderem in den Uranbergwerken von Jachymov (Sankt Joachimsthal). Er war in der damaligen Tschechoslowakei 1953 in einem konstruierten Prozess wegen angeblicher Spionage zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Stransky veröffentlichte auch eine Sammlung von Märchenerzählungen, die er für seine Tochter aus der Haft geschrieben hatte, sowie Gedicht- und Prosasammlungen. Seine Lagerromane wurden in Tschechien vor einigen Jahren als vielteilige Fernsehserie verfilmt. "Zum Schriftsteller bin ich erst im Gefängnis geworden", sagte Stransky einmal über sich selbst.

Er wurde im August 1931 in Prag in eine aristokratische Familie geboren. Sein Vater Karel engagierte sich im Zweiten Weltkrieg im Widerstand gegen die nationalsozialistische Besatzung. Jiri Stransky erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter den Karel-Capek- und den Arnost-Lustig-Preis. Im Jahr 2015 wurde ihm die neue Auszeichnung "Ritter der tschechischen Kultur" verliehen.

Stransky war in der Pfadfinderbewegung aktiv, die auch als Gegenpol zu den kommunistischen Jungpionieren gesehen wurde. Der Schriftsteller sei ein Vorbild gewesen, ein Kämpfer gegen die Unfreiheit, der trotz allem nie seinen Humor verloren habe, teilte der tschechische Pfadfinderverband mit.

Ein außergewöhnlicher Mensch sei von uns gegangen, schrieb der Chefredakteur der Zeitschrift "Respekt", Erik Tabery. Stransky habe unendlich viel getan, um an eine tragische Epoche der Geschichte zu erinnern. Im Rahmen des Projekts "Geschichten des Unrechts" besuchte Stransky auch Schulklassen, um über seine Erlebnisse im Lager zu berichten. Oft soll er seine Vorträge dabei selbstironisch mit den Worten begonnen haben: "Ich bin so eine Art Fossil".

Biografie auf den Seiten der Vaclav-Havel-Bibliothek, auf Tschechisch

Interview mit Stransky, auf Tschechisch

Mitteilung des Pfadfinderverbands, auf Tschechisch