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Wuppertaler Tanztheater Ex-Tanztheater-Intendantin erzielt Erfolg vor Arbeitsgericht

Die Kunst der Tänzer formvollendet, aber dahinter in der Leitungsebene regierte der Streit: Die gekündigte Intendantin des Tanztheaters von Pina Bausch hat vor dem Arbeitsgericht einen Erfolg eingefahren. Aber weiterbeschäftigen will das Tanztheater sie nicht.

13.12.2018, 17:12
Adolphe Binder ist die ehemalige Intendantin des Wuppertaler Pina Bausch-Tanztheaters. Foto: Jana Bauch
Adolphe Binder ist die ehemalige Intendantin des Wuppertaler Pina Bausch-Tanztheaters. Foto: Jana Bauch dpa

Wuppertal (dpa) - Die Kulturmanagerin Adolphe Binder hat mit Erfolg gegen ihre fristlose Kündigung als Intendantin am Tanztheater Wuppertal Pina Bausch geklagt. Die Kündigung sei unwirksam, entschied das Arbeitsgericht in Wuppertal am Donnerstag nach einer mündlichen Verhandlung.

Die Vertreter des Tanztheaters kündigten an, in Berufung zu gehen, sobald die schriftliche Begründung vorliege. "Da das Tanztheater davon ausgeht, dass die Kündigung wirksam und das Urteil des Arbeitsgerichts fehlerhaft ist, wird auch eine Weiterbeschäftigung von Frau Binder in der Zwischenzeit nicht erfolgen", erklärte eine Sprecherin.

Binder war nur gut ein Jahr im Amt. Mit der am 13. Juli 2018 ausgesprochenen fristlosen Kündigung wollte der Beirat des weltberühmten Tanztheaters nach eigenen Worten die Handlungsfähigkeit wiedererlangen. Der Posten ist inzwischen neu besetzt: Bettina Wagner-Bergelt ist seit kurzem die künstlerische Leiterin.

In der mündlichen Verhandlung setzte Richter Carsten Gironda an mehreren Punkten Fragezeichen hinter das Handeln der Geschäftsführung. Er bemängelte die angeführten Gründe und das Vorgehen. In der Verhandlung wurde auch ein tiefes Zerwürfnis zwischen Binder und der Geschäftsführung des Tanztheaters deutlich: Es hatte unter anderem eine Mediation in der Führungsetage und eine Abmahnung gegen die 49-Jährige gegeben. Binder wiederum habe eine Unterlassungserklärung von einem leitenden Mitarbeiter des Hauses verlangt. "Sicherlich hat sie nicht zur Deeskalation beigetragen", sagte der Richter.

Mit dem Argument, dass Teile der Mitarbeiter nicht mehr mit Binder zusammenarbeiten wollten, kamen die Geschäftsführung nicht durch. Sogar der Wuppertaler Stadtdirektor war in der Sache von Mitarbeitern angeschrieben worden. Es habe zwar erhebliche Spannungen gegeben. "Sie haben nichts gemacht, um besonders zu deeskalieren", erklärte der Richter in Richtung Geschäftsführung des Tanztheaters.

Binder war auch das Fehlen eines realisierbaren Spielplans für die nächste Saison vorgeworfen worden. 2019 jährt sich der Todestag der Begründerin Pina Bausch zum zehnten Mal. Nach ihrem überraschenden Tod hatten zunächst Mitglieder der Compagnie die künstlerische Leitung. Unter Binders Leitung hatten die Tänzer erstmals zwei abendfüllende Uraufführungen anderer Choreographen herausgebracht.