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Militäreinsatz gegen die Hamas „Müssen die Hamas loswerden“

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu sagt in einem Interview, dass ihm in dieser Frage Führer arabischer Staaten zustimmen würden.

16.03.2024, 12:18
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu Foto: ap/dpa

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat in einem Interview eine neue Sichtweise auf das tatsächliche Verhältnis zwischen den Palästinensern und den arabischen Staaten benannt. „Wenn ich mit Führungspersönlichkeiten in der Region spreche“, so Israels Regierungschef zur „Bild“, „dann verstehen sie das im Grunde und stimmen dem sogar stillschweigend zu“. Für sie sei es „nicht angenehm, öffentlich dazustehen und zu sagen: ,Man muss die Hamas loswerden’“.

„Sie verstehen, dass die Hamas Teil der iranischen Terrorachse ist, die sie ebenso bedroht wie uns.“ Deshalb würden sie einen israelischen Sieg über die Hamas befürworten“, sagte Netanjahu weiter.

Arabische Staaten nehmen seit vielen Jahren nur wenige Flüchtlinge und Migranten aus den Palästinensergebieten auf. Grund dafür sind auch negative Erfahrungen mit großen Palästinenser-Gruppen in Ägypten, Jordanien, Kuweit oder dem Libanon. Unklar ist zudem, wie viel finanzielle Hilfe aus den reichen Öl- und Gasstaaten am Persischen Golf an die beiden palästinensischen Regierungen im Westjordanland und dem Gazastreifen in der Vergangenheit überwiesen wurden und werden.

Auch gilt das offene Ziel der Hamas – die Vernichtung des Staates Israel – in den arabischen Staaten inzwischen als Problem für die ohnehin fragile Stabilität der gesamten Region. Bereits der Regionalkrieg im Jemen zeigte allen Seiten auf, wie ein ursprünglich rein innenpolitischer Konflikt zu einem Feldzug wurde, an dem inzwischen zum Schutz der Schifffahrt im Roten Meer sogar Streitkräfte aus Nato-Staaten involviert sind.

Netanjahu zeigte sich „Bild“ gegenüber entschlossen, die Militäroffensive gegen die Hamas in Rafah trotz internationaler Warnungen bald zu beginnen: „Wir sind einem Sieg sehr nahe.“ Er ergänzte: „Sobald wir mit der Militäraktion gegen die verbliebenen Terroristenbataillone in Rafah beginnen, ist es eine Frage von Wochen, bis die intensive Phase der Kämpfe“ abgeschlossen sei. Netanjahu rechnet noch mit vier bis sechs Wochen für den Militäreinsatz.

Neben der Geiselbefreiung – die Hamas hält weiterhin rund 100 israelische Juden gefangen – als ein Ziel ist Netanjahu offenbar fest entschlossen, die Hamas militärisch zu enthaupten „Wir haben drei Viertel der Hamas-Bataillone vernichtet“, so der israelische Regierungschef weiter. Jetzt aufzugeben, sei absurd. „Es ist, als würde man ein Viertel von ISIS in Mossul übrig lassen“, sagte Netanjahu. Die Hamas würde sich „neu aufstellen und von Neuem anfangen“.

„Auf dem Weg zum Sieg haben wir bereits die Nummer Vier der Hamas eliminiert“, sagte er gestern in einer Video-Botschaft: „Nummer Drei, Zwei und Eins sind unterwegs“, fügte er hinzu. „Sie alle sind tote Männer, wir werden sie alle kriegen.“

Mit der Nummer Vier der Hamas-Hierarchie dürfte der israelische Regierungschef den Spitzenfunktionär Saleh al-Aruri gemeint haben, der Anfang Januar bei einem Luftangriff auf seine Räumlichkeiten in der libanesischen Hauptstadt Beirut ums Leben gekommen war. Die gezielte Tötung war damals Israel zugeschrieben worden, das sich aber bislang nicht dazu äußerte. Mit Netanjahus Video-Botschaft dürfte Israel erstmals die Urheberschaft für dieses Attentat eingeräumt haben.

Al-Aruri war in der Hamas für die Pflege der engen Beziehungen zur proiranischen Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon zuständig. Damit war er auch für die Waffenbeschaffung der Islamisten im Gazastreifen von zentraler Bedeutung. Netanjahus Äußerungen erfolgten wenige Stunden, nachdem israelische Medien über die mögliche Tötung des dritthöchsten Hamas-Funktionärs im Gazastreifen, Marwan Issa, berichtet hatten.

Nach Netanjahus jüngsten Äußerungen ist es höchst ungewiss, dass es einen Waffenstillstand während des Ramadans gibt. (UK/dpa)