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Automesse IAA Bei Ifa ist "einfach" besser

Der Antriebswellen-Spezialist Ifa aus Haldensleben präsentiert sich auf der Automesse IAA - und überrascht mit neuer Einfachheit.

12.09.2017, 23:01

Haldensleben/Frankfurt am Main l Der Geschäftsführer des größten Automobilzulieferers in Sachsen-Anhalt kann einfach seinen Kopf drehen, wenn er sich vergewissern will, woher das Unternehmen kommt, für das er arbeitet: Hinter dem Schreibtisch von Eckart Reihlen zeigen vier Fotos eine ganz andere Ifa-Zeit. Da hängt ein Bild, auf dem Gebäude und Gelände im Jahr 1976 zu sehen sind. Damals war der Betrieb ein VEB und hieß „Ifa-Gelenkwelle“. Vor dem Werk stehen auf einem Parkplatz einige Trabis. Ein anderes Foto zeigt den Ifa-Lastkraftwagen, der zwar bei den Automobilwerken Ludwigsfelde gebaut wurde, für den in Haldensleben aber die Gelenkwellen hergestellt wurden.

„Aus der Herkunft in die Zukunft“, sagt Reihlen. Dann setzt er sich wieder an den Tisch in seinem Büro und erzählt, wie sich Ifa in den vergangenen Jahren verändert hat und welchen Wandel sein Unternehmen noch bestehen muss, um fit für die automobile Zukunft zu werden. Während der Manager so plaudert, wird dem Zuhörer irgendwann klar: Falls Reihlen sein Projekt einmal abschließen wird, kann von dem alten Ifa-Gelenkwellenwerk nicht mehr viel übrig sein. Die Veränderung lauert überall.

Reihlen ist seit Oktober 2015 Geschäftsführer bei dem Haldensleber Zulieferer, der Antriebswellen für alle namhaften Autobauer auf der Welt produziert. Seit dem Abgang von Felix von Nathusius führt Reihlen gemeinsam mit seinem Kollegen Robert Gutsche die Geschäfte. Um zu zeigen, wie sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren verändert hat, steht der Manager auf. Reihlen geht über die Treppe zwei Stockwerke nach unten und bleibt vor einem Plakat stehen, das die Standorte von Ifa zeigt. Haldensleben, Charleston, Shanghai, erst seit diesem Jahr das polnische Ujest: Ifa ist ein Global-Player mit weltweit mehr als 2500 Mitarbeitern. Etwa 650 Millionen Euro Umsatz hat das Unternehmen in diesem Jahr angepeilt. Nie ist in Haldensleben mehr Geld bewegt worden.

Infografik: Die IAA in Zahlen | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Ein paar Tage vor dem großen Schaulaufen der Auto-Industrie auf der Messe IAA in Frankfurt am Main feilt die Geschäftsleitung an letzten Details für den Messeauftritt. Die Ausgaben im unteren sechsstelligen Bereich lohnen sich für den Mittelständler, sagt Reihlen. Schon bei den vergangenen Branchen-Treffen sprang immer mal wieder ein Auftrag heraus. In diesem Jahr hat Ifa vor allem Hersteller aus Korea und Japan im Visier. Die Haldensleber wollen die Einkäufer vor allem mit Qualität überzeugen. Auf der IAA zeigt der Zulieferer deshalb leichtere und länger haltbarere Wellen.

Zwischen „Dieselgate“ und „New Mobility“ muss Ifa aber auch Antworten liefern: Mit dem Blick auf drohende Diesel-Fahrverbote präsentieren einige Hersteller stolz Elektro-Modelle. Wenn immer mehr Konzerne auf diese Technik setzen, könnte das für Ifa zum Problem werden: Elektroautos werden keine Längswellen benötigen. Stattdessen sorgen vier Seitenwellen für die Kraftübertragung von den Elektromotoren auf die Räder.

Auch, wenn Eckart Reihlen nicht an einen schnellen Siegeszug des alternativen Antriebs glaubt, ist er vorbereitet. Seit Sommer produziert Ifa die Seitenwelle im großen Umfang im neuen Werk in Polen. „Wir wollten nicht in der Ecke derer stehen, die dem Alten nachhängen“, sagt Reihlen. Deswegen sind in Polen schon wieder Bauarbeiter tätig, die das Werk weiter vergrößern.

Ifa wächst aber auch woanders. In Mexiko will der Zulieferer 2019 mit dem Bau beginnen und ab 2021 jedes Jahr mindestens 500.000 Gelenkwellen produzieren. Abnehmer gibt es in dem spanischsprachigen Land genug: Nahezu alle großen Hersteller, darunter BMW, Audi und General Motors, bauen dort derzeit neue Fabriken. Nur Ford hat nach dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident einen Rückzieher gemacht. Für das neue Werk hat Ifa schon jetzt Aufträge im Wert von 50 Millionen Euro in den Büchern stehen.

Die neuen Standorte verändern Ifa. Zwischen den Mitarbeitern ist die Zusammenarbeit längst international ausgerichtet: In einem Vokabelheft werden die gängigen Begriffe auf Deutsch, Englisch und Chinesisch erklärt. Reihlen hat so neue Standards gesetzt – auch in der Außendarstellung. Auf neuen Flyern und im Internet-Auftritt ist der Name Rotorion Geschichte. Dem Wandel im Unternehmen will der Manager auch optisch ein neues Gesicht geben.