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Die Analyse Sachsen-Anhalt muss mehr für Behinderte tun

Viele suchen weiterhin vergeblich eine Anstellung, der Aufschwung am Arbeitsmarkt geht an ihnen bislang vorbei.

25.05.2016, 23:01

Die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt ist in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. Doch es gibt Gruppen, die von der Entwicklung bislang kaum profitieren. Neben Langzeitarbeitslosen finden auch Schwerbehinderte bislang nur selten einen passenden Job.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit in Halle suchen derzeit rund 4900 Frauen und Männer aus dieser Gruppe eine Stelle – die Zahl hat sich seit dem Jahr 2011 kaum verändert. Das Ärgerliche hierbei: Ein Drittel der Arbeitgeber, die eigentlich dazu verpflichtet wären, Schwerbehinderte einzustellen, zahlen lieber eine Ausgleichsabgabe. 1200 Unternehmen entziehen sich so ihrer gesellschaftlichen Verantwortung.

Aus der Arbeitsmarktstatistig geht auch hervor, dass es sehr wohl Arbeitgeber gibt, die sich vorbildlich verhalten: Denn immerhin haben 17 000 schwerbehinderte Arbeitnehmer nach derzeitigem Stand einen Job. Überdurchschnittlich engagiert sind Betriebe im Versicherungsgewerbe, der Energieversorgung sowie Versorgungsunternehmen. Allein hier arbeiten 6100 Frauen und Männer.

Nichtsdestotrotz dürfen sich Politik und Wirtschaft in Sachsen-Anhalt damit nicht zufriedengeben. Im Bundesvergleich liegt Sachsen-Anhalt mit einer Beschäftigungsquote von 3,6 Prozent auf dem letzten Platz. Deutschlandweit liegt die Quote hingegen bei 4,7 Prozent.

Zwar mag es gerade den vielen kleinen Betrieben schwierig erscheinen, Schwerbehinderte zu integrieren. Doch tatsächlich können sie auch großzügige Förderungen abrufen. Die Arbeitsagenturen gewähren Arbeitgebern Eingliederungszuschüsse mit bis zu 70 Prozent des Arbeitsentgeltes. Zudem unterstützen die Agenturen auch die Probebeschäftigung im Unternehmen.

Ein Lichtblick für Schwerbehinderte könnte nun das Bundesprogramm „AlleImBetrieb“ sein. Sachsen-Anhalt erhält 3,6 Millionen Euro, um den Ausbau sogenannter Integrationsbetriebe zu fördern. Teilnehmende Unternehmen verpflichten sich dabei, zwischen einem Viertel und der Hälfte ihrer Arbeitsplätze mit besonders schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Bundesweit stellt das Bundesarbeitsministerium für das Programm 150 Millionen Euro zu Verfügung.

Trotzdem sollte sich jedes Unternehmen, das derzeit noch die Ausgleichsabgabe zahlt, überlegen, ob es nicht doch etwas mehr tun kann.