Energiewende Umspannwerk Wolmirstedt fertig ausgebaut
Das Umspannwerk Wolmirstedt ist ein zentraler Knotenpunkt für die deutsche Energiewende. Jetzt ist der Ausbau abgeschlossen.
Wolmirstedt l Für das deutsche Stromnetz ist das kleine Börde-Städtchen Wolmirstedt eine Metropole. Zahlreiche Leitungen bringen Windstrom aus Nord- und Ostdeutschland hierher. Das Umspannwerk ist deswegen stark ausgebaut worden und ging am Montag vollständig in Betrieb. Für Stromkunden ist das ein gutes Zeichen.
Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) hält am Montagmittag ein Funkgerät vor ihren Mund. Dann spricht sie die entscheidenden Worte: „Trafo betriebsbereit machen und einschalten.“ Nur wenige Sekunden später knistern die Leitungen im Umspannwerk Wolmirstedt. Dann sprühen Funken und der Transformator legt mit einem lauten Brummen los. Endlich fließt Strom.
Rund fünf Millionen Euro haben die Netzbetreiber 50Hertz und Avacon sowie die Städtischen Werke Magdeburg in die letzte Ausbaustufe investiert. Für das deutsche Großprojekt Energiewende ist das Umspannwerk in der Börde ein zentraler Knotenpunkt. Windstrom aus Altmark und Börde, Mecklenburg-Vorpommern, aber auch von Offshore-Anlagen wird über zahlreiche Leitungen hierher transportiert und weiter verteilt. „Im Umspannwerk Wolmirstedt wird die Energiewende greifbar. Hier wird deutlich, welche Herausforderungen wir schon bewältigt haben und was noch bevorsteht“, erklärt Ministerin Dalbert.
Zehn Jahre hat es gedauert, die Strom-Kreuzung fit für die Energiewende zu machen. In Deutschlands neuem Strom-System sind die Anforderungen an die Technik gestiegen. Während die Leitungen früher Energie vor allem von großen Kraftwerken aufnahmen, müssen sie heute in der Lage sein, Strom aus verschiedenen Quellen aufnehmen zu können. Überall dort, wo Hausbesitzer Photovoltaikanlagen auf dem Dach haben oder Windparks auf der Wiese stehen, muss über das Verteilnetz der grüne Strom abtransportiert werden. Um die Leitungen fit für die neuen Aufgaben zu machen, haben 50Hertz, Avacon und SWM in den vergangenen zehn Jahren allein in der Region Magdeburg rund 150 Millionen Euro investiert.
Das haben auch die Stromkunden gemerkt. Vier Übertragungsnetzbetreiber gibt es in Deutschland. In der Regelzone von 50Hertz, die ganz Ostdeutschland umfasst, mussten die Verbraucher seit Jahren die höchsten Netzentgelte bezahlen, weil hier der Ausbau der Erneuerbaren Energie am besten vorankam. Für die Stromnetze ist der Zubau auch tückisch: Immer wieder müssen Windanlagen abgeschaltet oder Kraftwerke runter- und hochgefahren werden, damit die Stromnetze nicht kollabieren. Die neue Technik soll nun auch den Geldbeutel der Stromkunden entlasten. Redispatchkosten, also Eingriffe in das Netz werden seltener, verspricht der Technische Geschäftsführer von 50Hertz, Frank Golletz.
Der Übertragungsnetzbetreiber rechnet bereits im kommenden Jahr mit elf Prozent weniger Netzkosten für den Stromkunden. Dass das Entgelt in Ostdeutschland auch in den kommenden Jahren zunächst weiter sinken wird, ist das Verdienst der Landespolitiker aus Sachsen-Anhalt. Immer wieder hatten die Vertreter aus Magdeburg im Bund dafür geworben, die Kosten für den Ausbau des Stromnetzes und den Erneuerbaren Energien zwischen Ost und West gerecht zu verteilen. Ab 2019 werden nun die Netzentgelte angeglichen. 2023 sollen deutschlandweit alle Kunden dieselbe Gebühr bezahlen.
Für die Ostdeutschen heißt das allerdings nicht, dass es dauerhaft günstiger bleibt. Spätestens, wenn in einigen Jahren mit dem Bau der Stromautobahnen begonnen wird, werden die Netzentgelte wieder steigen. Für das Milliardenprojekt gibt es vor allem einen Kostentreiber: Die Kabel sollen größtenteils unter der Erde verlegt werden.