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Krieg in Syrien Assad erneut unter Giftgas-Verdacht

Bei einem Giftgasangriff auf die letzte Rebellenhochburg Duma in Syrien sollen mehr als 100 Menschen getötet worden sein.

08.04.2018, 17:22

Damaskus (dpa) l Schreckliches zeigen Bilder aus dem syrischen Duma: Frauen, Männer und Kinder liegen in einer Wohnung übereinander zusammengesunken, die Augen leer, teilweise Schaum vor dem Mund. Hilfsorganisationen werfen der syrischen Regierung vor, am Wochenende Chemiewaffen bei Angriffen auf die letzte verbliebene Rebellenhochburg in Ost-Ghuta eingesetzt zu haben. Mehr als 150 Menschen sollen dabei getötet und mehr als 1000 verletzt worden sein. Papst Franziskus zeigte sich erschüttert: „Es gibt schreckliche Berichte aus Syrien über Bombardierungen mit Dutzenden Opfern.“

Die Syrisch-Amerikanische medizinische Gesellschaft (Sams) berichtete am Sonntag, am Vorabend seien Hunderte Menschen in Kliniken in Duma gebracht worden. Die Menschen zeigten Anzeichen, einem Nervengas ausgesetzt gewesen zu sein. Sie hätten unter Atemnot gelitten und Herzprobleme gehabt. Die Hilfsorganisation Weißhelme sagte, ein Hubschrauber habe zuvor eine Fassbombe mit Chemikalien abgeworfen.

Am Freitagabend waren die Kämpfe um die Stadt Duma, die von der islamistischen Rebellengruppe Dschaisch al-Islam („Armee des Islams“) kontrolliert wird, erneut eskaliert. Videos aus sozialen Netzwerken zeigten heftigen Beschuss und Luftangriffe. Zuvor war es einige Tage lang ruhig in dem Gebiet geblieben, nachdem sich Oppositionsgruppen und Regierung auf einen Abzug geeinigt hatten. Teile der Rebellengruppe Dschaisch al-Islam verweigerten dies jedoch.

Die syrische Armee hatte in den vergangenen Wochen mit einem massiven Militäreinsatz den Großteil des Rebellengebietes von Ost-Ghuta zurückerobert. Das Gebiet, das an die Hauptstadt Damaskus grenzt, wurde jahrelang von Rebellen kontrolliert und war von der syrischen Armee belagert worden. Rebellen feuerten aus dem Gebiet immer wieder Granaten auf Wohnviertel im Zentrum von Damaskus. In den vergangenen Wochen waren nach Angaben von Beobachtern mehr als 1600 Zivilisten in Ost-Ghuta getötet worden. Die UN schätzen, dass mehr als 130.000 vor den Kämpfen geflohen waren und das Gebiet verlassen hatten.

Die Hilfsorganisation UOSSM sprach angesichts des mutmaßlichen Giftgas-Einsatzes von einer der schlimmsten chemischen Attacken in Syriene. Die Organisation bezifferte die Zahl der Toten mit „weit über 70“, befürchtet aber, dass sie auf über 100 steigen könnte. Es sei über den Geruch von Chlor berichtet worden, Retter glaubten jedoch an die Verwendung von Sarin-Gas, da der Stoff zu Boden sinke und viele Opfer in Kellern gefunden worden seien, wo sie Schutz gesucht hätten.

Das russische Militär und die syrische Führung wiesen die Vorwürfe umgehend zurück. Es handele sich um „fabrizierte Anschuldigungen“, sagte Generalmajor Juri Jewtuschenko. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, dass die Giftgas-Vorwürfe dazu dienen sollten, den Vormarsch auf Duma zu stoppen.

„Präsident Putin, Russland und Iran sind verantwortlich für die Rückendeckung des Tieres Assad“, schrieb Trump am Sonntag mit Blick auf Syriens Präsident Baschar al-Assad auf Twitter. Es werde ein hoher Preis zu zahlen sein, kündigte Trump ohne, ohne Details zu nennen. Trump forderte sofortige humanitäre Hilfe: „Öffnet das Gebiet sofort für humanitäre Hilfe und zur Begutachtung“, schrieb er. „Noch eine humanitäre Katastrophe ohne erkennbaren Grund. Krank!“