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Kriminalität 8500 Soldaten sollen Rio de Janeiro sichern

2016 glänzte Rio de Janeiro bei den Olmypischen Spielen. Nun kämpft die Metropole gegen eine heftige Finanz- und Sicherheitskrise.

29.07.2017, 14:38

Rio de Janeiro (dpa) l Schießereien, Überfälle, Morde: Ein Jahr nach den Olympischen Spielen gerät die Sicherheitslage in Rio de Janeiro zunehmend außer Kontrolle. Brasiliens Präsident Michel Temer hat daher die Entsendung von 8500 Soldaten angeordnet. Die Verstärkung wird ab sofort, mindestens bis Ende des Jahres eingesetzt. "Das Ziel ist es, die Sicherheit der Bevölkerung zu verteidigen und die öffentliche Ordnung wiederherzustellen", sagte Präsident Temer.

Verteidigungsminister Raul Jungmann nannte die Lage in Rio einen "Kriminalitätskrebs", der sich immer weiter ausbreite. "Wir haben hier 800 Favelas, die in einem Ausnahmezustand leben". Viele der Armenviertel sind rechtsfreie Räume – kriminelle Banden haben die Macht übernommen, Drogenhandel blüht, und es kommt zu Schießereien.

Schwer bewaffnete Soldaten patrouillieren nun in Rio de Janeiro, gerade die Favelas sind von zunehmender Gewalt erschüttert. Von Januar bis Juni wurden in Rio de Janeiro 2723 Menschen ermordet; 10,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitrum. Die Polizei wird der Lage kaum noch Herr, es starben in diesem Jahr bereits 91 Polizisten im Dienst.

Justizminister Torquato Jardim sagte vor wenigen Tagen, dass auch verstärkt Waffen der linken kolumbianischen Farc-Guerilla, die diese eigentlich im Zuge des Friedensprozesses komplett an UN-Vertreter übergeben sollten, in Rio de Janeiro aufgetaucht sein sollen.

Der Bundesstaat Rio de Janeiro kämpft mit enormen Finanzproblemen, was zu Sparmaßnahmen auch bei der Polizei und zur Reduzierung von Unterstützungsmaßnahmen in den Armenvierteln (Favelas) führte.

Zu den 8500 Soldaten kommen noch 1500 Polizisten, Nationalgardisten und weitere Kräfte: Insgesamt stehen 10.000 zusätzliche Sicherheitskräfte zur Verfügung. Wegen der Lage sind auch die Tourismuszahlen zuletzt eingebrochen, die Auslastung der Hotels liegt bei unter 50 Prozent.