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Nach Geiselnahme Französischer Polizist verstorben

In Frankreich ist nach dem mutmaßlichen Terroranschlag ein Polizist gestorben. Er hatte sich gegen Geiseln eintauschen lassen.

24.03.2018, 06:41

Carcassonne (dpa) l Der Polizist, der sich bei dem mutmaßlichen islamistischen Terroranschlag in Südfrankreich gegen Geiseln eintauschen ließ, ist tot. Das teilte der französische Innenminister Gérard Collomb am Samstagmorgen bei Twitter mit.  "Frankreich wird niemals seinen Heldentum, seine Tapferkeit und sein Opfer vergessen", schrieb Collomb.

Arnaud Beltrame (45) wurde in Frankreich als Held gefeiert, weil er sich bei der Attacke auf einen Supermarkt in dem kleinen Ort Trèbes freiwillig gegen Geiseln eintauschen ließ. "Er hat Leben gerettet", sagte Staatschef Emmanuel Macron am Freitag. Der Beamte, der allein mit dem Täter im Supermarkt war, wurde lebensgefährlich verletzt, als dieser aus noch ungeklärten Gründen auf ihn schoss – daraufhin stürmte die Polizei das Gebäude. Auch zwei weitere Beamte wurden bei dem Zugriff verletzt.

Der 25-jährige Radouane L. hatte am Freitag bei mehreren Attacken in der Region Carcassonne zunächst drei Menschen erschossen und weitere verletzt. Zudem nahm er Geiseln in einem Supermarkt. Nach stundenlangem Drama erschossen Spezialkräfte der Polizei den Angreifer, der sich als "Soldat" der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bezeichnet hatte. Der IS hatte die Attacken anschließend für sich reklamiert.

Unterdessen untersuchen die Ermittler die Hintergründe des mutmaßlichen terroristischen Anschlags. Es soll insbesondere aufgeklärt werden, ob der 25-jährige Angreifer Mitwisser oder Unterstützer hatte. Auch die Herkunft seiner Waffe solle untersucht werden, sagte Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins. Eine Frau aus dem Umfeld des Täters wurde in Polizeigewahrsam genommen.

"Unser Land hat einen islamistischen Terroranschlag erlitten", sagte Staatspräsident Emmanuel Macron am Abend in Paris. Er versprach den Franzosen seine "absolute Entschlossenheit" für den Kampf gegen den Terrorismus.

Der Angreifer hatte Vorstrafen wegen kleinerer Delikte, auch eine kurze Haftstrafe saß er ab. Die Behörden hatten ihn aber auch seit Jahren wegen möglicher Radikalisierung in einer Datenbank erfasst. 2016 und 2017 wurde er deshalb sogar überprüft – wobei nicht bekannt ist, in welcher Form. Molins sagte aber, dabei hätten sich keine Anzeichen ergeben, die hätten vermuten lassen, dass der Mann zu einer Terror-Tat schreiten könnte.

Vor der Supermarkt-Attacke hatte der Mann einige Kilometer entfernt in Carcassonne bereits einen Menschen getötet und einen weiteren schwer verletzt, als er deren Auto in seine Gewalt brachte. Anschließend schoss er auf Bereitschaftspolizisten, die gerade vom Joggen in ihre Kaserne zurückkamen, und verletzte einen von ihnen an der Schulter.

Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge. Vor allem die schweren Attacken von Paris 2015 und Nizza 2016 hatten das Land schwer erschüttert – der neue Vorfall weckte auch Erinnerungen an die Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt in Paris vor gut drei Jahren.

In den vergangenen Monaten war es aber ruhig geblieben, auch wenn die Behörden regelmäßig vor einer anhaltend hohen Gefahr warnen. Zuletzt hatte im Oktober ein Angreifer in Marseille zwei Frauen erstochen, auch dabei hatte der IS die Tat für sich reklamiert. Innenminister Collomb hatte Ende Februar berichtet, dass seit Jahrestag zwei Anschläge auf eine Sportstätte und auf Militärkräfte vereitelt worden seien.

Staatsanwalt Molins und Präsident Macron sagten, die terroristische Bedrohung komme inzwischen vor allem von innen. "Das heißt, dass Sie viele Personen haben, die sich selbst radikalisiert haben", sagte Macron beim EU-Gipfel in Brüssel vor Journalisten. Frankreich sei aber nicht mehr in einer Situation wie vor zwei oder drei Jahren, wo Anschläge in Frankreich vom irakisch-syrischen Kriegsgebiet aus gesteuert worden seien. Die Pariser Terroranschläge vom 13. November 2015 waren nach Darstellung der Ermittler von dort aus gelenkt worden.