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Corona Linke Initiative will europäischen Total-Lockdown

In einer linken Initiative wird ein europäischer Total-Lockdown gefordert. Die Kosten sollen über Abgaben bei "Vermögenden" finanziert werden.

19.01.2021, 11:17

Berlin (dpa/epd/vs/uk) In einer aktuellen Ini- tiative unter dem Namen „#ZeroCovid“ fordern Wissenschaftler, Aktivisten und Gesundheitspersonal angesichts der Corona-Krise ein europaweites Herunterfahren auch für die Wirtschaft. In Medien und sozialen Netzwerken wird über die Ziele und Mittel von „#ZeroCovid“ intensiv debattiert.

„Shutdown heißt: Wir schränken unsere direkten Kontakte auf ein Minimum ein – und zwar auch am Arbeitsplatz!“, heißt es in dem Aufruf der Initiative „#ZeroCovid“. „Wie viele andere Menschen auch wollen wir nicht länger diesen ewigen Lockdown Light oder dieses ständige Hin und Her zwischen Verschärfungen und Lockerungen mittragen“, sagte Sprecher Oliver Kube der Deutschen Presse-Agentur. Daher sei ein solidarischer „Shutdown aller nicht lebenswichtiger Bereiche, insbesondere der Wirtschaft“, nötig. „Das Ziel darf nicht in 200, 50 oder 25 Neuinfektionen bestehen – es muss Null sein.“ Die Pause müsse so lange dauern, bis alle von den Initiatoren gestellten Ziele erreicht seien.

Zur Refinanzierung der enormen Kosten für einen Totallockdown der europäischen Wirtschaft will man die Reichen anzapfen. „Die Gesellschaften in Europa haben enormen Reichtum angehäuft, den sich allerdings einige wenige Vermögende angeeignet haben. Mit diesem Reichtum sind die umfassende Arbeitspause und alle solidarischen Maßnahmen problemlos finanzierbar. Darum verlangen wir die Einführung einer europaweiten Covid-Solidaritätsabgabe auf hohe Vermögen, Unternehmensgewinne, Finanztransaktionen und die höchsten Einkommen“, heißt es auf der Webseite der Initiative.

Zu den Erstunterzeichnern gehören auch die Klimaaktivistin Luisa Neubauer, der WDR-Fernsehjournalist Georg Restle, der Wirtschaftshistoriker Thomas Kuczynski, die bildende Künstlerin Anne Imhof, der Pop-Musiker Jens Friebe sowie der Schauspieler Rolf Becker („In aller Freundschaft“, „Ka- tie Fjorde“). Auffällig erscheint, dass in der umfangreichen Liste der Erstunterzeichner niemand mit einem klassischen Arbeiterberuf zu finden ist.

Der Leipziger Epidemiologe Prof. Markus Scholz hält es dagegen für fast aussichtslos, die Corona-Infektionen in den Wintermonaten auf null zu drücken. Es sei nicht machbar, dass es wirklich gar keine Kontakte mehr gibt, sagte Scholz. Bestimmte Grundversorgungen müsse es einfach geben. Das Virus binnen zwei Wochen auszurotten, habe noch nirgendwo geklappt – auch nicht in China, wo es Anfang 2020 härteste Beschränkungen gegeben hatte.