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Orkantief Friederike stürmt über Sachsen

Auch Sachsen erlebt stürmische Zeiten. Ein Orkantief sorgt für starke Behinderungen im Verkehr und entwurzelte Bäume.

18.01.2018, 17:32

Leipzig (dpa) l Das Orkantief "Friederike" ist am Donnerstag über Sachsen gefegt und hat dabei für erhebliche Behinderungen im Verkehr gesorgt. Am Nachmittag wehte der Wind am 1215 Meter hohen Fichtelberg mit einer Geschwindigkeit von 165 Kilometern pro Stunde. Bei dieser Größenordnung sprechen die Meteorologen bereits von einem extremen Orkan. Windstärke 12 und damit das Ende der Skala ist bei 120 Stundenkilometern erreicht. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte, wurde dieser Wert im Flachland am Nachmittag am Flughafen Leipzig-Halle übertroffen (133 Stundenkilometer). Unklar blieb zunächst, ob Menschen zu Schaden kamen.

Das Team des DWD konnte sich von der Stärke des Orkans aus eigener Anschauung überzeugen: Vor dem Gebäude in Leipzig knickte ein Baum um. Die Stromversorgung wurde gekappt, es wurde mit Notstrom gearbeitet. Das Ausmaß an möglichen Schäden wird sich vermutlich erst am Freitag in vollem Umfang zeigen. Nach Angaben der Leipziger Polizeidirektion hält der Sturm Feuerwehr und Polizei in Atem. Polizeisprecher Andreas Loepki machte sich an der Bundesstraße 2 ein Bild von den Folgen und sprach von mehreren umgestürzten Bäumen.

Auf den Autobahnen im Freistaat sorgten umgestürzte Bäume für erhebliche Behinderungen. Am Dreieck Parthenaue (A 14) bei der Überleitung zur A 38 sowie auf der A 14 in Höhe Leipzig-Ost blockierten umgestürzte Lastwagen die Fahrbahnen. Auch auf der A 13 (Dresden-Berlin) stürzten zwei Lkw um.

Der Flughafen Leipzig-Halle meldete Ausfälle von Verbindungen. Drei Maschinen aus München, Wien und Zürich seien am Donnerstagnachmittag noch gar nicht erst nach Leipzig gekommen, so dass auch die Rückflüge gestrichen werden mussten. Auch auf dem Airport Dresden International wurden Flüge gecancelt. Betroffen waren Maschinen von und nach München, Düsseldorf, Stuttgart und Zürich.

Der Regionalverkehr der Bahn war gleichfalls in beträchtlichem Umfang betroffen. Am Bahnhof Dresden waren die meisten Züge mit Verspätungen angezeigt. Die Bahnstrecke Radeberg-Radeberg war gesperrt. Auch andernorts wurde der Zugverkehr wegen "Friederike" teilweise eingestellt.

Wegen "Friederike" sagte die sächsische SPD eine für Donnerstagabend in Chemnitz geplante Mitgliederversammlung zur großen Koalition kurzfristig ab. "Angesichts der Situation auf Sachsens Straßen und im Bahnverkehr möchten wir kein Risiko eingehen", erklärte ein Sprecher des Landesverbandes. Drei Tage vor dem Bonner Sonderparteitag in Bonn, bei dem über die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der Union entschieden wird, wollten Gegner und Befürworter einer Neuauflage der großen Koalition im Bund den sächsischen SPD-Mitgliedern noch einmal ihre Argumente erläutern. Die Partei wollte sich stattdessen online verständigen.

Der bislang stärkste Sturm des Jahres trat auf den Tag genau elf Jahre nach dem verheerenden Orkan "Kyrill" auf. Nach Aussagen von Meteorologe Hein sind Stürme um diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Im Unterschied zu Sommerstürmen dauern sie aber in der Winterzeit viel länger und können mehrere Stunden lang Böen in einer Region verursachen. Im Sommer sind solche Windspitzen dagegen nur von kurzer Dauer, mitunter nur eineinhalb Minuten.

Am Abend sollte der Orkan weiter in Richtung Osten ziehen und dann auch Görlitz und Zittau erreichen. In Leipzig wurde dagegen schon in den Abendstunden mit einem Abflauen des Windes gerechnet.

Das Orkantief "Friederike" hat zahlreiche Haushalte in Ostdeutschland von der Energieversorgung abgeschnitten. Folge seien zahlreiche Stromausfälle, berichtete die Mitteldeutsche Energie AG (enviaM) in Chemnitz. Nach Angaben des Unternehmens waren am Donnerstag bis zu 140.000 Kunden ohne Strom, nachdem Masten, Leitungen und andere Anlagen durch den Orkan beschädigt worden waren.

Bis zum Abend reduzierte sich die Zahl nach Angaben einer Sprecherin auf etwa 65.000 Kunden. Rund 350 Mitarbeiter arbeiteten daran, auf andere Leitungen umzuschalten, um rasch viele Haushalte wieder anzuschließen.

Das Unternehmen verfügt über ein Elektrizitätsverteilernetz von rund 74.000 Kilometern Länge in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg. Zu den Anteilseignern zählen den Angaben nach auch rund 650 ostdeutsche Kommunen.