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Terrorgefahr Länderspiel in Hannover abgesagt

Fußball-Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden wegen Hinweis auf ein drohendes Attentat abgesagt.

17.11.2015, 18:39

Paris/Hannover/Aachen (dpa) | Vor dem Fußball-Länderspiel in Hannover erhielten die Sicherheitsbehörden Warnungen vor Attentätern im Stadion. "Es war beabsichtigt, einen Sprengsatz im Stadion zu zünden", sagte Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe am Dienstagabend im NDR-Fernsehen. Diese Warnung habe man sehr ernst genommen. "Der entscheidende Hinweis hat uns circa 15 Minuten nach Öffnung der Tore erreicht."

Das Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande ist wegen eines drohenden Sprengstoffattentats von Islamisten abgesagt worden. Es habe entsprechende Hinweise auf einen Anschlag gegeben, der von islamistischen Gefährdern geplant gewesen sei, erfuhr die dpa am Dienstagabend aus Sicherheitskreisen. 

Das Freundschaftsspiel stand wegen der Pariser Terroranschläge vom Freitag unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen, hatte aber als Zeichen gegen den Terror stattfinden sollen. Kurz zuvor hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in Berlin gesagt: "Die Gefährdungslage ist wirklich hoch."

Zum Zeitpunkt der Absage gegen 19.15 Uhr waren kaum Zuschauer im Stadion. Sie wurden per Lautsprecher aufgefordert, den Stadionbereich zu verlassen. Zahlreiche Spitzenpolitiker aus Bund und Ländern hatten das Spiel besuchen wollen, darunter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD). Ob sie bereits im Stadion waren, war zunächst unklar. Die deutsche Nationalmannschaft war laut Deutschem Fußball-Bund noch nicht eingetroffen.

Bei den Anschlägen in Paris mit mindestens 129 Toten hatten die islamistischen Terroristen auch im Stade de France ein Blutbad anrichten wollen, wo die deutsche Nationalmannschaft gegen Frankreich spielte. Die Extremisten gelangten aber nicht ins Stadion.

Im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekommt Frankreich militärische Unterstützung von Russland. Kremlchef Wladimir Putin befahl seinen Streitkräften am Dienstag in Moskau einen gemeinsamen Einsatz in Syrien gegen die islamischen Extremisten, die für den Terroranschlag mit 129 Todesopfern verantwortlich sein sollen. Damit kommt der französische Staatschef Hollande bei der Suche nach Verbündeten in dem von ihm ausgerufenen Krieg gegen den IS voran.

Die europaweite Fahndung nach einem der Hauptverdächtigen der Pariser Terrorserie dauerte weiter an. Deutsche Polizisten nahmen am Dienstag im Grenzgebiet bei Aachen sieben Personen fest und gingen zunächst davon aus, sie hätten den mit internationalem Haftbefehl gesuchten Salah Abdeslam (26) gefasst. "Leider ist es wohl nicht der, auf den wir alle gehofft hatten, dass er es sein könnte", sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) am Abend in Berlin.

Russlands Präsident Putin erklärte, die Franzosen sollten wie Verbündete behandelt werden. Den Befehl richtete er vor allem an den Kapitän des russischen Kreuzers "Moskwa" im Mittelmeer. Die Franzosen fliegen allerdings schon an der Seite der USA Luftangriffe gegen den IS in Syrien. Russland und die USA waren sich bisher über die Strategie im Bürgerkriegsland Syrien uneins. Hollande will sich kommende Woche mit Obama und Putin treffen.

Die Russen bombardierten am Dienstag zahlreiche IS-Stellungen in Syrien. Hintergrund dafür könnte auch sein, dass die Russen mittlerweile davon ausgehen, dass der Absturz der russischen Passagiermaschine über Ägypten von einer Bombe an Bord verursacht worden ist. Der IS hatte sich kurz nach dem Absturz dazu bekannt.

Als erster EU-Staat überhaupt bat Frankreich offiziell auch um Beistand der übrigen Mitgliedstaaten. Gefragt ist dabei militärische Unterstützung, um den Kampf gegen die IS in Syrien und im Irak zu verstärken, sagte Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian in Brüssel. Denkbar sei eine Entlastung französischer Streitkräfte in anderen Krisenregionen, etwa in Afrika. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sagte, die EU habe dazu "einstimmig ihre Bereitschaft erklärt". Hollande hatte auch angekündigt, den UN-Sicherheitsrat anzurufen.

Der IS hatte sich zu der Terrorserie in Paris mit mindestens 129 Todesopfern bekannt. Am Morgen griffen zehn französische Kampfjets die Miliz erneut in Syrien an. Am Donnerstag soll zudem der Flugzeugträger "Charles de Gaulle" ins östliche Mittelmeer verlegt werden, um die Schlagkraft zu verdreifachen. Frankreich hätte dann 36 Militärflugzeuge in der Region. Die Luftwaffe des Landes fliegt bereits seit September 2014 als Teil einer US-geführten Koalition Angriffe gegen IS-Stellungen im Irak und seit etwa zwei Monaten auch in Syrien.

Die deutsche Polizei hatte Informationen erhalten, dass Abdeslam, Bruder eines der Selbstmordattentäter, vor rund zwei Monaten in Deutschland und Österreich war. Es habe Hinweise gegeben, dass es möglicherweise "ein dicker Fisch" hätte sein können, sagte de Maizière. Die Festgenommenen sollten am Abend wieder freigelassen werden. "Wir können feststellen, dass wir keine Erkenntnis haben, dass die Personen mit dem Anschlag in Verbindung stehen", sagte ein Polizeisprecher.

Das österreichische Innenministerium teilte mit, dass der Terrorverdächtige Salah Abdeslam am 9. September aus Deutschland kommend mit zwei Begleitern nach Oberösterreich eingereist ist. Der Franzose mit Wohnsitz Brüssel soll den VW Polo gemietet haben, mit dem die Attentäter zur Konzerthalle "Bataclan" fuhren, wo sie fast 90 Menschen töteten.

Auch im Inland geht Frankreich weiter massiv gegen militante Islamisten vor. Nachts gab es weitere Razzien in 128 Wohnungen. Landesweit sind nach Regierungsangaben 115 000 Polizisten und Soldaten im Einsatz.

Frankreich will sich aber trotz der heiklen Sicherheitslage die Fußball-EM im kommenden Jahr keinesfalls nehmen lassen. Sportminister Patrick Kanner schloss eine Absage am Dienstag aus. "In keinem Fall darf der Sport vom Terrorismus gestoppt werden", sagte er.