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Amnesty Mehr Todesurteile, weniger Hinrichtungen

Amnesty International hat seinen Jahresbericht vorgelegt. Die meisten Exekutionen finden weiterhin in China, Iran und Saudi-Arabien statt.

11.04.2017, 00:01

Berlin (dpa) l Amnesty International hat im Jahr 2016 insgesamt 1031 Hinrichtungen weltweit und damit etwa ein Drittel weniger als im Vorjahr gezählt. Die Zahl der Todesurteile ist laut Jahresstatistik der Menschenrechtsorganisation dagegen um mehr als die Hälfte auf insgesamt 3117 gestiegen.

Nicht erfasst wurden die Hinrichtungen in China, die Amnesty auf mehrere tausend schätzt. Die chinesische Führung behandelt die Todesstrafe als Staatsgeheimnis.

87 Prozent der gezählten Exekutionen fanden im Iran (567), in Saudi-Arabien (154), im Irak (88) und in Pakistan (87) statt. Zum ersten Mal seit 2006 sind die USA nicht unter den fünf Staaten mit den meisten Hinrichtungen. Die Zahl der Exe-kutionen in den Vereinigten Staaten sank um 29 Prozent auf 20 und damit auf den niedrigsten Stand seit 1991.

Amnesty führt die Entwicklung auf Probleme bei der Beschaffung von Chemikalien für Hinrichtungen durch die Giftspritze zurück. Allerdings ist auch die Zahl der Todesurteile in den USA drastisch gesunken. 2016 waren es nur noch 30 in 13 Bundesstaaten – so wenige wie seit 1977 nicht mehr. Mitte der 1990er Jahre waren es noch mehr als 300.

Der Anstieg bei den Todesurteilen weltweit ist auf einzelne afrikanische Länder zurückzuführen. In Nigeria verdreifachte sich die Zahl der Urteile, aber auch in Kamerun, Sambia und Somalia registrierte Amnesty einen Anstieg.

Mit dem Südsee-Staat Nauru und dem afrikanischen Benin schafften 2016 zwei weitere Länder die Todesstrafe ab. Damit stieg die Zahl der Länder ohne Todesstrafe auf 141 – also mehr als zwei Drittel aller Länder. Gleichzeitig sank die Zahl der Länder, in denen Todesurteile gesprochen wurden, von 61 auf 55.