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Atomenergie Schwachstellen bei Frankreichs Atomsicherheit

Mehr als 70 Prozent des Stroms kommen aus Kernkraftwerken. Über die Sicherheit gibt es immer wieder heftige Diskussionen.

05.07.2018, 23:01

Paris (dpa) l Eine Parlamentskommission hat "Schwachstellen" bei der Sicherheit französischer Atomkraftwerke ausgemacht. Diese beträfen vor allem den "menschlichen Faktor", heißt es im Bericht einer Untersuchungskommission der Pariser Nationalversammlung, der am Donnerstag vorgestellt wurde. Besonders kritisch sehen die Autoren den häufigen Einsatz von Subunternehmen. Sie schlagen 33 Maßnahmen vor, um französische Atomanlagen besser gegen Unfälle und Terrorattacken zu wappnen.

Es gebe ein Bewusstsein des Risikos, und gewisse Lektionen aus der Fukushima-Katastrophe seien gezogen worden, sagte die federführende Abgeordnete Barbara Pompili der Zeitung "Le Monde". "Aber der französische Atompark weist mehr Anfälligkeiten auf, als ich dachte."

Der mehrheitlich staatseigene Stromkonzern EDF entgegnete, dass die Zusammenfassung des Berichts keinerlei Verstöße gegen die Betreiberpflichten aufzeige. Nach einer ersten Lektüre enthalte das Papier eine gewisse Zahl inhaltlicher Fehler, teilte das Unternehmen mit. Es verwies darauf, dass die französische Atomaufsicht die Sicherheit der Kernkraftwerke für 2017 als insgesamt zufriedenstellend bewertet hatte.

Frankreich betreibt 58 Atomreaktoren – nur die USA haben mehr. Mehr als 70 Prozent der französischen Stromproduktion kommen aus Kernkraft. Die französische Regierung will diesen Anteil mittelfristig auf 50 Prozent drücken. In der deutschen Grenzregion zu Frankreich gibt es schon seit Jahren Sorgen über die Sicherheit nahegelegener Atomkraftwerke wie Fessenheim im Elsass und Cattenom. Fessenheim soll voraussichtlich im kommenden Jahr geschlossen werden.

Der unverbindliche Parlamentsbericht fordert unter anderem mehr Kompetenzen für die Atomaufsicht ASN. Zudem sollten pro Atomreaktor rund um die Uhr mindestens vier Gendarmen auf dem Gelände sein und Anbieter von Satellitenbildern verpflichtet werden, Luftaufnahmen der Atomkraftwerke unscharf zu machen. Transporte von radioaktivem Material sollten weniger vorhersehbar sein – sie hielten etwa oft an den gleichen Tank- und Raststellen.

Innerhalb der Parlamentskommission hatte es auch Widerstand gegen den Tenor des Berichts gegeben. So hatte der konservative Abgeordnete Julien Aubert kritisiert, dass Positionen von Atomkraftgegnern systematisch als fundiert angesehen würden.

Erst am Dienstag hatten Greenpeace-Aktivisten eine Drohne in Form des Actionhelden Superman gegen ein Gebäude auf einem französischen AKW-Gelände gesteuert. Die Organisation fordert schon länger schärfere Sicherheitsvorkehrungen.