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Geheimdienste Lech Walesas Spitzeltätigkeit bestätigt

Der ehemalige Gewerkschaftsführer Lech Walesa hat als Spitzel gearbeitet. Das wurde nun bestätigt.

31.01.2017, 23:01

Warschau (dpa) l Polens Pendant zur deutschen Stasi-Unterlagen-Behörde, das Institut für Nationales Gedenken (IPN), sieht die Kollaboration des Friedensnobelpreisträgers und ehemaligen Präsidenten Lech Walesa mit dem kommunistischen Geheimdienst als erwiesen an. Dies gehe aus einer Expertenanalyse der vor einem Jahr aufgetauchten Geheimdienstakte „Bolek“ hervor, teilte IPN-Ermittler Andrzej Pozorski mit.

Demnach hat ein von Sachverständigen vorgenommener Schriftvergleich ergeben, dass zahlreiche Dokumente der Akte, darunter eine Geheimdienstverpflichtung, von Walesa unterschrieben worden sei.

Es handele sich um Material aus den 70er Jahren – und damit die Zeit, bevor Walesa als Arbeiterführer in der Solidarnosc-Bewegung aktiv war. Im August 1980 hatte der heute 73-Jährige den Streik der Danziger Werftarbeiter um freie Gewerkschaften und mehr Demokratie im kommunistischen Polen angeführt.

Seit Jahren wehrt sich Walesa gegen immer wiederkehrende Vorwürfe, als Agent „Bolek“ für den kommunistischen Geheimdienst SB gearbeitet oder gespitzelt zu haben. Ein Gericht hatte im Jahr 2000 geurteilt, Walesa habe die Wahrheit über seine Vergangenheit gesagt.

Vielen Polen gilt der ehemalige Gewerkschaftsführer als Held im Kampf gegen den Kommunismus. Walesa gilt als scharfer Kritiker der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit PiS, die nach ihrem Amtsantritt 2015 auch zahlreiche Posten am ermittelnden IPN-Institut neu besetzte. Mit PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski hat sich Walesa vor Jahren zerstritten.