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Vorwahl US-Demokraten versinken im Chaos

Alles schaut auf die erste Vorwahl der US-Demokraten im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur. - die chaotisch läuft.

04.02.2020, 23:01

Des Moines (dpa) l Die erste Vorwahl der Demokraten im US-Präsidentschaftsrennen ist in Chaos ausgeartet: Die Partei sah sich nach der wegweisenden ersten Abstimmung im Bundesstaat Iowa wegen technischer Probleme nicht in der Lage, Ergebnisse zu veröffentlichen. Auch am Dienstag war zunächst noch unklar, wann genau Resultate vorliegen werden. Von den Bewerbern um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten hagelte es Kritik. Unter ihnen brach sofort interner Kampf um die Deutungshoheit aus, wer am besten abgeschnitten hat.

Die Demokratische Partei begründete die Verzögerung zunächst mit „Qualitätskontrollen“. Bei drei Datensätzen gebe es „Ungereimtheiten“. Es handele sich nicht um einen Hackerangriff. Iowas Parteichef Troy Price sagte in einer Telefonschalte in der Nacht zu Dienstag (Ortszeit), die Ergebnisse würden „später am Tag“ bekanntgegeben. Stimmen würden per Hand überprüft. Price legte auf, ohne Fragen zu beantworten.

Am Dienstagvormittag (Ortszeit) veröffentlichte die Partei eine weitere Stellungnahme, in der sie einen Programmierfehler als Grund für das Chaos nannte – und erklärte, Ziel sei es, die Ergebnisse „so schnell wie möglich“ bekanntzugeben. Einen Zeitplan lieferten die Demokraten nicht. Sie betonten aber, an erster Stelle stehe, die Integrität und Genauigkeit der Abläufe sicherzustellen.

Die bisherigen Untersuchungen hätten ergeben, dass es bei der Eingabe der Daten aus den einzelnen Bezirken über eine App keine Probleme gegeben habe, hieß es weiter. Schwierigkeiten seien aber bei der Meldung dieser Daten aufgetreten. Hintergrund sei ein Programmierfehler, der behoben sei. Die über die App eingegebenen Daten an sich seien korrekt und gültig. Die Auswertung laufe aber noch.

Unter den Kandidaten begann noch in der Nacht zu Dienstag der Kampf um die Deutungshoheit. Der Ex-Bürgermeister von South Bend, Pete Buttigieg, sagte vor Anhängern in Iowas Hauptstadt Des Moines, nach allen Anzeichen gehe er „siegreich“ in die nächsten Vorwahlen im Bundesstaat New Hampshire, die am kommenden Dienstag stattfinden.

Das Wahlkampfteam von Senator Bernie Sanders veröffentlichte interne Zählungen, wonach Sanders nach Auszählung von allerdings nur 40 Prozent der Wahlbezirke in Iowa vorne liegt. Den Angaben des Sanders-Teams zufolge ist Buttigieg an zweiter Stelle, dahinter Senatorin Elizabeth Warren. Der als einer der Favoriten gehandelte Ex-US-Vizepräsident Joe Biden schaffte es demnach nur auf einen schwachen vierten Platz.

Bidens Team war denn auch das erste, das in einem von US-Medien veröffentlichten Schreiben an die Partei in Iowa „erhebliche Mängel“ in dem Auszählungsprozess kritisierte. Warren-Berater Joe Rospars warnte auf Twitter: „Jedes Wahlkampfteam, das sagt, dass es gewonnen hat oder das unvollständige Zahlen herausgibt, trägt zum Chaos und zur Fehlinformation bei.“ Der US-Sender CNN sprach von einem „unglaublichen Versagen“.

Auch US-Präsident Donald Trump reagierte mit Hohn. Er schrieb in mehreren Tweets, die Abstimmung bei den Demokraten sei ein „komplettes Desaster“. Er gewann die Vorwahl bei seinen Republikanern erwartungsgemäß mit überwältigender Mehrheit.