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Abdankung Adiós, Altkönig Juan Carlos

Spaniens Skandalkönig Juan Carlos dankt ab. Was bleibt von dem Mann, der Spanien die Demokratie brachte?

Von Emilio Rappold 31.05.2019, 23:01

Madrid (dpa) l Ex-König Juan Carlos sagt „Adiós“, und er tut das auf seine unverkennbare Art: sehr spanisch und gleichzeitig nicht unumstritten. Der 81-Jährige wird in einer Stierkampfarena Abschied vom öffentlichen Leben nehmen. An diesem Sonntag, genau fünf Jahre nach Bekanntgabe seiner Abdankung, geht er endgültig in Rente und wird dann auf eigenen Wunsch keine repräsentativen Aufgaben mehr für das Königshaus übernehmen. Zur Feier des Tages geht der Bourbone einer seiner großen Passionen nach und besucht in Aranjuez bei Madrid als Ehrenvorsitzender die traditionsreiche „Corrida de San Fernando“ – dann schon ganz „privat“, wie spanische Medien schrieben.

Die Veranstaltung hat Symbolkraft. Denn genauso wie die rituelle Tötung von Bullen, die in Spanien immer kontroverser diskutiert wird, haben auch Juan Carlos und die spanische Monarchie glorreichere Tage erlebt. An den stattlichen, selbstsicheren und zackigen 1,88-Meter-Mann mit der Leidenschaft für schnelle Segelboote erinnert heute nur noch wenig. Nach zahlreichen Operationen unter anderem an Knie, Hüfte, Bandscheibe und Lunge alterte der Adlige zuletzt rapide.

Juan Carlos geht seit ein paar Jahren nur noch mit Hilfe eines Stocks und vornübergebeugt. Oft wird er von Leibwächtern oder Begleitern gestützt. Bei jüngsten kurzen Auftritten vor TV-Kameras wirkte er zerstreut, verstand häufig Fragen von Journalisten falsch oder gar nicht. Allerdings waren es weder Alter noch Krankheit, die das Image von Juan Carlos und der Madrider Casa Real so gewaltig ramponierten.

Angebliche Affären, Vaterschaftsklagen und mehrere Skandale, darunter vor allem eine Elefantenjagd in Botsuana im Jahr 2012, haben dem Haus Bourbonen schwer zugesetzt. Damals sägte die Umweltschutzorganisation WWF Juan Carlos prompt als Ehrenpräsidenten ab, denn Tierschutz und Großwildjagd vertragen sich nun mal nicht gut. Frankreichs Film- und Tierschutz-Ikone Brigitte Bardot schrieb ihm damals einen bitterbösen Brief. Hinzu kamen Korruptionsaffären in der Familie, die den Beliebtheitsgrad des bis vor 10 oder 15 Jahren noch recht populären Königshauses auf Tiefstwerte trieben – und das trotz des Saubermann-Rufs von Juan Carlos’ Sohn und Nachfolger Felipe VI. (51).

Den jungen Leuten, die an Universitäten immer häufiger Kundgebungen und Abstimmungen gegen die Monarchie veranstalten, ist völlig egal, dass Juan Carlos viele Jahre als „Retter der spanischen Demokratie“ gefeiert wurde, weil er im Februar 1981, nur gute fünf Jahre nach dem Tod von Diktator Francisco Franco, eine Gruppe von Putschisten mit einer resoluten Rede an die Nation zur Aufgabe brachte.

Der lädierte Ruf habe Juan Carlos dazu bewogen, länger als eigentlich geplant im Dienste des Königshauses aktiv zu bleiben, sagen jetzt Experten. Die Journalistin Mariángel Alcázar versichert, Juan Carlos habe sich eigentlich schon zu seinem 80. Geburtstag im vergangenen Jahr aus dem öffentlichen Leben zurückziehen wollen. „Er ist sozusagen in die Verlängerung gegangen, weil er sehr eitel ist und mit einem besseren Image Abschied nehmen wollte“, sagte sie im spanischen Fernsehen. Auch Gerüchten über eine De-facto-Trennung von seiner Frau, Königin Sofía (80), habe er noch mit gemeinsamen Auftritten entgegentreten wollen. Sie wird nach jetzigem Stand weiter das Königshaus repräsentieren.

Und Juan Carlos? Ruhen und rosten werde er (vorerst) nicht, meint die Journalistin Paloma Barrientos. „Der König fährt gerne nach Galizien, dort hat er viel Spaß. Im August wird er wieder an der Königsregatta vor Mallorca teilnehmen. Und danach will er in Finnland und Frankreich segeln.“