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Aufgespießt Ist das Kunst oder kann das weg?

Auf dem schmalen Grad zwischen hop oder top entschied sich eine Putzfrau in Mannheim für das gründliche Aufräumen

Von Christine Behm 03.02.2016, 23:01

Mannheim l Früher war die Sache mit der Kunst noch klar: Ein Bild von Rembrandt etwa, würde niemand mit einem Poster aus der Bravo verwechseln. Doch 400 Jahre später sieht die Sache anders aus.

Heute gibt es Werke, die nur mit großem Kunstverstand überhaupt als solche zu erkennen sind. So wie jüngst die Installation der Künstlerin Romana Menze-Kuhn. Eine auf dem Boden einer Mannheimer Kirche verteilte Rettungsfolie sollte symbolisieren, wie Menschen in Not nach einer Unterkunft suchen. Eindeutig in den Augen der Künstlerin. Und ebenfalls eindeutig in den Augen der Putzfrau. Die sah nämlich ganz eindeutig: Müll! Und warf die knisternde Folie in die Tonne.

Das erste Kunstwerk, das der Reinigungswut zum Opfer fiel, ist es allerdings nicht. 1986 wurde in der Düsseldorfer Kunstakademie die „Fettecke“ von Joseph Beuys einfach weggewischt. 2014 entsorgte eine Reinigungskraft in einer italienischen Galerie ein Kunstwerk aus Zeitungen, Pappkartons und Keksstücken, die auf dem Boden verteilt waren. Einfach weg. Der Schaden betrug 10 000  Euro.

Ganz so teuer wurde es im Fall der goldenen Rettungs- folie glücklicherweise nicht: Die Künstlerin stellte die Mülltonne mit den Folienresten einfach zum Kunstwerk dazu und passte die Bedeutung entsprechend an: Nicht jeder findet Schutz.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Müllabfuhr keinen Zutritt zur Ausstellung hat – das nächste Missverständnis wäre sonst gewiss.