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Festnahme Mutmaßlicher Mörder nach 27 Jahren gefasst

Eine Mädchenleiche aus Weimar wird unter einer Autobahnbrücke gefunden. 27 Jahre später gibt es einen Verdächtigen. Nun beginnt der Prozess.

21.10.2018, 23:01

Gera (dpa) l Fast 30 Jahre nach dem Mord an einem kleinen Mädchen aus Weimar soll der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder beginnen. Der 66-Jährige steht von morgen an vor dem Landgericht. Der Angeklagte wurde im März festgenommen - nach intensiven Ermittlungen der mit ungeklärten Kindermorden aus den 1990er Jahren im Jenaer Raum befassten Sonderkommission "Altfälle". Bisher sind in dem Prozess nach Behördenangaben zwölf Verhandlungstermine bis Mitte Januar geplant.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Deutschen vor, die Zehnjährige Ende August 1991 von der Teufelstalbrücke der Autobahn 4, etwa 20 Kilometer östlich von Jena, gestoßen zu haben. Zuvor soll er das Kind aus dem Weimarer Goethepark herausgelockt haben, um sich an ihm zu vergehen. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Mord aus, mit dem der Angeklagte den Missbrauch vertuschen und einer Strafverfolgung entgehen wollte.
Der 66-Jährige, der ursprünglich aus dem Raum Weimar stammt, sitzt seit seiner Festnahme in Untersuchungshaft. Er ist wegen Missbrauchs an Kindern vorbestraft. Als ein Spezialeinsatzkommando die Wohnung des Mannes in Berlin stürmte, soll er Polizisten mit einer Eisenstange angegriffen haben.
Auf einer Pressekonferenz einige Tage später nannte die Polizei Details zur Ermittlungsarbeit. Demnach gestand der Angeklagte die Tötung Stephanies bei einer ersten Vernehmung unmittelbar nach seiner Festnahme. Dass es so viele Jahre nach einer Tat noch zu einem Prozess komme, sei bisher noch eine Seltenheit, sagte Gerichtssprecherin Silke Hollandmoritz - auch wenn Mord nicht verjähre. Die Sprecherin vermutet angesichts moderner Untersuchungsmöglichkeiten, dass es aber künftig häufiger dazu kommen könnte.
Die heutigen Möglichkeiten führten auch die Ermittler der Soko "Altfälle" zum Erfolg. Auf den mutmaßlichen Mörder Stephanies kamen sie durch neue Methoden zur Gen-Analyse und moderne Computertechnik.
Die Soko wurde 2016 eingesetzt, nachdem am Fundort einer Kinderleiche in Franken eine DNA-Spur des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt entdeckt worden war. Diese erwies sich jedoch als eine Verunreinigung bei der Spurensicherung.
Der Kommentar "Den Mut nicht verlieren" zum Thema.