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Straßenverkehr Mehr schwere Unfälle mit E-Bikes

Die Zahl der schweren Unfälle mit E-Bikes in Deutschland steigt. Grund ist oft überhöhtes Tempo. Auch Ältere fahren häufig zu schnell.

21.01.2018, 23:01

Goslar (dpa) l Immer mehr E-Biker sind in schwere Unfälle verwickelt. In den ersten neun Monaten des Jahres 2017 seien knapp 4300 Unfälle mit Personenschäden registriert worden, an denen die oft auch als Pedelecs (Pedal Electric Cycle) bezeichneten Elektro-Fahrräder beteiligt gewesen seien, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Dies seien 28 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Nach Angaben des Fahrrad-Clubs ADFC gibt es in Deutschland mittlerweile rund 3,5 Millionen Pedelecs. Allein 2017 seien knapp 700.000 neu hinzugekommen, ein Anstieg um rund 25 Prozent. Grundsätzlich sei der Anstieg der Unfallzahlen durch die steigende Zahl der E-Bikes zu erklären, sagte ADFC-Sprecherin Stephanie Krone. Der Unfallforscher Siegfried Brockmann weist auf die steigende Zahl älterer Verkehrsteilnehmer hin, die E-Bikes nutzen.

„Der Anteil Älterer an Pedelec-Unfällen ist überdurchschnittlich hoch.“ Zudem steige die Zahl illegal „getunter Pedelecs“, die schneller fahren als die erlaubten 25 Stundenkilometer, sagte Brockmann, der die Unfallforschung der Versicherer (UDV) leitet, im Vorfeld des Verkehrsgerichtstages in Goslar.

Der Expertenkongress hatte sich in der Vergangenheit wiederholt mit dem Thema „Pedelecs“ und Möglichkeiten zum Schutz der Fahrer befasst. Der 56. Verkehrsgerichtstag beschäftigt sich vom 24. bis 26. Januar unter anderem mit den Themen „Fahrerflucht“, „höhere Bußgelder für Verkehrssünder“ und „Cannabis im Straßenverkehr“.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind 2017 bis September 55 Pedelec-Fahrer ums Leben gekommen. Die Zahl der Toten für das gesamte Jahr dürfte damit voraussichtlich etwa doppelt so hoch sein 2014, dem ersten Jahr, in dem das Bundesamt Pedelec-Unfälle erfasst hatte. Damals gab es 39 Todesopfer. „Viele ältere Menschen fahren durch die Unterstützung des Elektromotors viel schneller, als es ihre Fähigkeiten eigentlich erlauben.“ Das führe vielfach zu Kontrollverlust und Stürzen.

ADFC-Sprecherin Krone rät Älteren dazu, sich nicht ohne Vorbereitung auf ein Pedelec zu setzen. „Wer viele Jahre nicht mehr Fahrrad gefahren ist, sollte sich vor der ersten Ausfahrt mit dem Antriebs- und Bremsverhalten vertraut machen.“

Brockmann plädiert für eine technische Lösung: Die Unterstützung, die der Elektromotor liefert, sollte an die Kraft gekoppelt sein, die Fahrer selbst aufwenden. „Wer langsam tritt, bekommt nur wenig Motorleistung oder wird im Tempo gedrosselt“, sagte Brockmann. „Das wird dazu führen, dass Senioren mit dem E-Bike nicht mehr schneller fahren können als als Fahrradfahrer.“