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Therapie Neuer Enthusiasmus für Krebsforschung

Die Medizin-Nobelpreisträger haben das Immunsystem gegen Krebs entfesselt. Aber warum geht es genau?

01.10.2018, 13:53

Stockholm (dpa) l Krebspatienten kurieren, die zuvor als unheilbar krank galten – das ist nach Ansicht der Nobeljury die große Errungenschaft der diesjährigen Medizin-Nobelpreisträger, den US-Amerikaner James Allison und den Japaner Tasuku Honjo für die Entwicklung spezieller Krebstherapien vergeben wurde. Für viele andere könne die Immuntherapie weniger Zeit im Krankenhaus und mehr Lebensqualität bedeuten. Viel muss allerdings noch erforscht werden. Die wichtigsten Fragen beantwortet Anna Wedell, die Vorsitzende des Nobelkomitees, dem Arbeitskreis, der Kandidaten für die Nobelpreise nominiert. Die Schwedin ist zudem Professorin für medizinische Genetik am Karolinska Institut in Stockholm.

Die Immuntherapie ist die vierte Säule in der Behandlung von Krebs. Kann sie andere Behandlungsmöglichkeiten wie Operationen, Strahlen- und Chemotherapie ersetzen?

Wedell: Wir sollten sie als weiteres Werkzeug im Werkzeugkasten sehen. Die besten Kombinationen kennen wir noch nicht, sie werden für unterschiedliche Krebsarten und Patienten wahrscheinlich unterschiedlich sein. Chemotherapie und Immuntherapie, das ist eine starke Kombination.

Wirkt die Immuntherapie gegen alle Arten von Krebs?

Die meisten Daten haben wir bisher für Haut-, Nieren- und Lungenkrebs sowie für Lymphome. Aber es laufen viele Studien. Es ist definitiv mehr als das, das komplette Bild kennen wir noch nicht. Das Konzept, die Bremse zu lösen, bedeutet, dass man einen generellen Effekt bekommt. Man weckt das schlafende Immunsystem auf.

Warum funktioniert die Immuntherapie manchmal nicht?

Diese Fragen können wir noch nicht beantworten, dazu wird noch geforscht.

Sind die Nebenwirkungen schwächer?

Einige Studien zeigen, dass die Lebensqualität besser ist im Vergleich zur Chemotherapie. Doch das kommt sehr auf den Krebs an. Es wäre zu einfach, es schwarz und weiß zu sehen. Doch generell sind die Nebenwirkungen überschaubar und wir lernen, besser damit umzugehen. Für einige Patienten kann es weniger Zeit im Krankenhaus bedeuten.

Was hat Sie an der Forschung der beiden Nobelpreisträger am meisten fasziniert?

Dass wir jetzt Patienten Hoffnung geben können, für die es zuvor im Grunde keine Behandlung gab. Plötzlich können Patienten mit metastasierendem Hautkrebs in nicht zu vernachlässigender Zahl geheilt werden. Ich finde, das ist ein riesiger Durchbruch. In einem Forschungsgebiet, das immer pessimistischer wurde, ist plötzlich so viel Enthusiasmus. Es hat das ganze Gebiet wiederbelebt.