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Unternehmen Neuer Trend: Möbel aus Müll

Aufmöbeln statt wegwerfen: Auch in Deutschland haben Händler und Designer mit dem Prinzip Upcycling zunehmend Erfolg.

Von Miriam Bunjes 31.07.2015, 23:01

Berlin/Dortmund (epd) l Einst waren es Kaffeesäcke: Gefüllt mit den Bohnen aus Südamerika haben die mit Sorte und Herkunftsland bedruckten, stabilen Jutesäcke in Europa ihren Zweck erfüllt und werden zu Abfall – meistens jedenfalls. Einige beginnen indes in Berlin ein zweites Leben als Hut: Berliner Designer nähen aus den rauen Jutesäcken Schiebermützen, Baseball-Kappen und klassische Porkpie-Hüte.

Von innen werden sie mit Stoffen gepolstert, die bei anderen Designern als Reste angefallen sind. „Upcycling in Reinform: Aus vermeintlichem Müll entsteht etwas ganz Neues und Hochwertiges – das Gegenteil von Müll“, sagt Stefan Korn vom Online-Händler „Upcycling-Deluxe“ über die Kaffeesack-Hüte, die das Unternehmen produzieren lässt.

Die Kopfbedeckungen gibt es ab 39 Euro und sind ein „Topseller“ des Berliner Unternehmens, das ausschließlich Dinge verkauft, die nach dem Prinzip Upcycling entstanden sind. Anders als beim Recycling, bei dem weggeworfenes Material zur Wiederverwendung aufbereitet wird, entsteht beim Upcycling aus dem Müllmaterial selbst ein neues Produkt.

Durch Upcycling sollen vermeintlich ausgediente Materialien mit neuen Verwendungsideen aufgewertet werden. So soll die Verschwendung natürlicher Ressourcen durch Neuproduktionen vermieden werden. Die Grundidee ist in der US-amerikanischen Umweltbewegung entstanden. Schönheit und Nutzen der Produkte aus Müllmaterialien waren hier von Anfang an genauso wichtig wie die Nachhaltigkeit. Das sagt auch Stefan Korn über sein zusammen mit drei Freunden gegründetes Unternehmen: „Wir sind keine NGO, sondern wir verkaufen nachhaltig hergestellte Designer-Produkte.“

1500 solcher Produkte von rund 50 Herstellern hat „Upcycling Deluxe“ im Sortiment. „Es gibt auch in Deutschland mittlerweile mehr Händler und Designer mit Upcycling-Ideen, als wir aufnehmen können“, sagt Korn. Als die Berliner im Jahr 2013 ihr Unternehmen gegründet hatten, sei die Upcycling-Idee in Deutschland noch weitgehend unbekannt gewesen: „Da tut sich gerade was.“

Das Wort Upcycling kennt allerdings bisher kaum jemand, zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Ökostrom- anbieters NaturEnergiePlus. Gerade einmal zwölf Prozent der Verbraucher in der Stichprobe von 2014 kannten den Begriff. Allerdings sehen die hier Marktforscher Potenzial: Drei Viertel der rund 1000 Befragten haben schon mal ein aus Abfall neu hergestelltes Produkt gekauft oder könnten es sich vorstellen.