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Bäckerei Nicht nur zur Weihnachtszeit

Das Friwi-Werk Witte in Stolberg verlassen täglich 800 Kilogramm Gebäck.

Von Thomas Schöne 10.11.2015, 23:01

Stolberg (dpa) l In den Regalen stapeln sich Stollen, Spekulatius und Printen. Vor Weihnachten duftet es in der Backstube besonders intensiv. Vom Band läuft frischer Spekulatius und wird von geübten Frauenhänden für den Versand eingetütet. In einem anderen Raum entsteht „Königsberger Marzipan“. Konditorin Luise Schmidt fertigt die Pralinen nach altem Rezept für den Verkauf im Café.

Rund 800 Kilogramm Gebäck verlassen täglich das „Friwi-Werk Witte OHG“ im Harzer Luftkurort Stolberg. Die „Historische Europastadt“ mit ihren 1400 Einwohnern wird durch die vielen Fachwerkhäuser im Renaissancestil geprägt. Produziert wird seit 1891 in vierter Generation. „Die Ware geht hauptsächlich an Einzelhändler im Harz, Nordthüringen und den Süden Sachsen-Anhalts bis Magdeburg“, sagt Geschäftsführerin und Inhaberin Nadja Witte. „Das Werk ist gut ausgelastet und erreicht 10 bis 20 Prozent Wachstum pro Jahr.“

Derzeit arbeiten 30 Menschen dort. Der Name geht auf den Gründer Friedrich Wilhelm Witte (Friwi) zurück. Nach der Wende kam für die Firma fast das Aus. „Der Markt war vollkommen zusammengebrochen“, erinnert sich Witte. Rund zwei Jahre wurde nicht produziert. Das Unternehmen hielt sich mit Konditorei und Café über Wasser. Schließlich lief das Geschäft wieder an. „Wir besetzen eine Nische, in der wir Stück für Stück wachsen können“, sagt die Geschäftsführerin.

Werksverkauf und Café bleiben weiterhin die Standbeine der Firma. Hier gibt es auch Kuchen und handgemachte Pralinen. Insgesamt sind über 150 Sorten Gebäck, Stollen, Pralinen und Kuchen im Angebot.

„Die Stolberger Firma hat die Zeichen der Zeit erkannt“, sagt der Landesinnungsmeister der Konditoren, Michael Wiecker. „Es ist wichtig, dass sich die Geschäfte in einer guten örtlichen Lage befinden.“

Die Zahl der Innungsmitglieder ist in Sachsen-Anhalt stabil. Probleme beim Nachwuchs gibt es insbesondere im Bereich Bedienung. „Für viele Frauen scheint das heutzutage nicht mehr attraktiv zu sein“, sagt Wiecker. Arbeitskräfte kommen dann meist aus anderen Regionen des Landes. Ob künftig auch Flüchtlinge als Arbeitskräfte einspringen können, hängt nach Meinung des Landesinnungsmeisters von guten Sprachkenntnissen und der Fähigkeit zur Integration ab.

Auch bei der Wikana Keks und Nahrungsmittel GmbH in Wittenberg sind zur Weihnachtszeit kleine Lebkuchen und als Besonderheit gefüllter Spekulatius im Angebot. Insgesamt läuft das Geschäft gut. „Im nächsten Jahr soll die Belegschaft um zehn auf insgesamt 130 Mitarbeiter steigen. Gesucht werden Bäcker und Produktionsarbeiter“, schildert Geschäftsführerin Yvonne Böhm.

Allgemein ist laut Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt die Anzahl der Bäckereibetriebe in Sachsen-Anhalt seit Jahren rückläufig. Im Vorjahr gab es 314 Betriebe, im Jahr 2012 waren es noch 331 Betriebe.