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Wiesenhof Mehr Hähnchen für Möckern

Der Brand im niedersächsischen Lohne hat Folgen für den Wiesenhof-Schlachthof in Möckern im Jerichower Land.

04.04.2016, 23:01

Magdeburg/Möckern l Die Führungsetage von Wiesenhof, dem Branchenriesen auf dem deutschen Markt mit insgesamt 1,3 Milliarden Euro Umsatz im Jahr, reagiert nach dem Brand in Lohne blitzschnell. Noch am Ostermontag – nur wenige Stunden nachdem das Feuer ausgebrochen ist – nimmt man in der Konzernzentrale in Visbek bei Vechta den Telefonhörer in die Hand. Auch im Landwirtschaftsministerium in Magdeburg geht ein Anruf ein.

Die rund 370 000 Hühner, die täglich in Lohne zerlegt worden sind, müssen irgendwie auf andere Wiesenhof-Standorte verteilt werden. Auch der Schlachthof in Möckern (Jerichower Land) soll künftig mehr Tiere schlachten. Bislang sind dort rund 160 000 Hähnchen am Tag verarbeitet worden. Etwa 375 Mitarbeiter arbeiten im Zwei-Schicht-Betrieb. Künftig soll auch am Sonnabend gearbeitet werden.

Am gestrigen Montag bestätigt eine Wiesenhof-Sprecherin gegenüber der Volksstimme: „Wir werden an unserem Standort in Möckern die Menge der Filetierung erhöhen. Rund 40 Beschäftigte, die zuvor in den Oldenburger Geflügelspezialitäten gearbeitet haben, werden im Laufe der Woche in Möckern eintreffen und dann vorerst in den Anhaltinischen Geflügelspezialitäten arbeiten.“

Im Schlachthof Möckern werde weiter im Rahmen der derzeitigen Betriebserlaubnis produziert, so die Sprecherin. Die Erhöhung der Kapazität hatte Wiesenhof bereits im vergangenen Jahr bei dem zuständigen Landesverwaltungsamt beantragt, bislang aber nicht genutzt. Zuvor mussten im Werk bauliche Veränderungen vorgenommen werden, unter anderem wurde das Fließband an Anforderungen der Fleisch-Kontrolleure angepasst, die den Wiesenhof-Mitarbeitern während des Schlachtens auf die Finger schauen.

Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums arbeitet Wiesenhof zudem an einem weiteren Antrag, der sicherstellen soll, dass in Möckern künftig auch Hühner mit einem Lebendgewicht von mehr als 1,5 Kilogramm verarbeitet werden dürfen. Bislang durfte in dem Werk nur leichteres Geflügel geschlachtet werden. Schwerere Tiere wurden nach Lohne gebracht. Im Ministerium wird noch in dieser Woche mit dem entsprechenden Papier gerechnet. „Wir werden dem Antrag schnell und unbürokratisch stattgeben“, erklärt am Montag Staatssekretärin Anne-Marie Keding (CDU).

Ob der Brand in Lohne auch Auswirkungen auf die weiteren Wiesenhof-Standorte in Sachsen-Anhalt (siehe Karte) hat, ist bis Montagabend nicht zu erfahren gewesen. Wiesenhof beschäftigt in Möckern, Zerbst, Grimme und Haldensleben nach Angaben des Wirtschaftsministeriums rund 750 Mitarbeiter.

Im niedersächsischen Lohne können 1200 Beschäftigte erstmal nicht arbeiten. 750 sind fest angestellt, 450 davon haben Werksverträge. Gleich nach dem Brand hatte Wiesenhof verkündet, dass einige von ihnen entlassen werden müssen. Bis Ende der Woche soll Klarheit herrschen. Es ist nicht der erste Brand beim Geflügelproduzenten: Im Februar des vergangenen Jahres zerstörte ein Feuer große Teile der Produktionsanlagen im niederbayerischen Bogen. Nach Monaten wurden die Ermittlungen eingestellt, die Brandursache blieb ungeklärt.