Arbeitsmarkt Kein Abschluss, kein Job

Menschen in Sachsen-Anhalt sind ohne abgeschlossene Berufsausbildung deutschlandweit dem höchsten Risiko von Arbeitslosigkeit ausgesetzt.

08.04.2018, 23:01

Halle (dpa) l Eine Ausbildung ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Neue Zahlen der Arbeitsverwaltung zeigen, wie drastisch die Unterschiede sein können. Denn: In Sachsen-Anhalt haben Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung das deutschlandweit höchste Risiko, arbeitslos zu werden. Das zeigt eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Demnach waren unter den Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung im vergangenen Jahr 36,8 Prozent arbeitslos. Bundesweit waren es nur 18,7 Prozent, im Osten 29 Prozent.

Bei den Frauen und Männern mit abgeschlossener Berufsausbildung lag die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt dagegen nur bei 6,3 Prozent. Lediglich in Brandenburg waren es mit 6,7 Prozent mehr, der bundesweite Schnitt lag bei 3,6 Prozent. Durchschnittlich lag die Arbeitslosigkeit 2017 in Sachsen-Anhalt bei 8,4 Prozent, bundesweit bei 5,7 Prozent.

Der Regionaldirektion in Halle zufolge sind Ungelernte zwischen den Phasen der Arbeitslosigkeit immer wieder in einem Beruf tätig. Trotz fehlender formaler Qualifikation verfügten sie über nötige Kenntnisse. Es sei aber oft nur schwer abzuschätzen, welche Fähigkeiten sie genau mitbringen. „Das ist bei Bewerbungen eine Herausforderung, aber auch bei der Planung von Weiterbildungsmaßnahmen oder einer Ausbildung“, erklärte der Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt, Kay Senius.

Die Arbeitsagenturen und Jobcenter nutzten nun ein neues Testverfahren „My Skills“ mit 120 spezifischen Fragen. Den Teilnehmern würden Videos und Bilder typischer Situationen aus der Praxis gezeigt. Aus den Antworten der Teilnehmer könne das berufliche Wissen für zunächst acht Berufe abgeleitet werden – vom Kfz-Mechatroniker über Verkäufer, Tischler, Koch, Hochbaufacharbeiter bis zum Landwirt. Im Lauf des Jahres soll das Spektrum auf 30 Berufe aufgestockt werden. Die Tests gibt es auch in Englisch, Russisch, Türkisch, Farsi und Arabisch.

Wie groß die regionalen Unterschiede sind, zeigt ein Blick in die detaillierten Arbeitslosenquoten bei den Ungelernten: Im Landkreis Mansfeld-Südharz etwa lag die Arbeitslosigkeit insgesamt bei 11,1 Prozent, bei Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung bei 49,5 Prozent. Jeder Zweite ohne Ausbildung war demzufolge ohne Job.

Bei den Frauen und Männern mit Ausbildung waren es nur 8,7 Prozent. Im Landkreis Börde, wo die Arbeitslosenquote 2017 bei 5,9 Prozent lag, erreichte sie bezogen auf die Menschen ohne Ausbildung 27,8 Prozent. Nur 4,6 Prozent der Menschen mit Ausbildung waren betroffen.

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit zeigt auch bei den Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung deutliche Unterschiede beim Risiko, in die Arbeitslosigkeit zu rutschen.

So waren den Angaben zufolge 2017 6,9 Prozent der Frauen und Männer mit betrieblicher oder schulischer Ausbildung von Arbeitslosigkeit betroffen, aber nur 3,1 Prozent der Menschen mit einer akademischen Ausbildung.

Bei den Akademikern lag Sachsen-Anhalt damit unter dem ostdeutschen Durchschnitt von 3,4 Prozent.