1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Höheres Porto trifft Privatkunden

Deutsche Post Höheres Porto trifft Privatkunden

Zehn Cent mehr für einen Brief, 15 Cent mehr für eine Postkarte. Verbraucher müssen höheres Porto zahlen. Geschäftskunden trifft es kaum.

24.06.2019, 23:01

Magdeburg l Ein Werktag in der Magdeburger Innenstadt, vor den Postkästen des historischen Postgebäudes am Breiten Weg: „Eine unverhältnismäßige Belastung“, „furchtbar“, „enttäuschend“ „ungerechtfertigt“, „das trifft die kleinen Leute“, „mit welchem Recht?“

Einige Kunden der Deutschen Post sind offenkundig sauer. Sie haben wenig Verständnis für die zum Teil deftigen Preiserhöhungen des Unternehmens für Briefsendungen. Ab 1. Juli wird eine Postkartensendung 60 Cent statt wie bisher 45 Cent kosten. Für Standardbriefe werden dann 80 Cent fällig, zehn Cent mehr. Auch für Kompakt-, Groß- oder Maxibriefe verlangt das Unternehmen dann jeweils zehn Cent mehr, für Zustellungen ins Ausland werden teilweise 20 Cent aufgeschlagen.

Es ist eine umstrittene Erhöhung. Denn ursprünglich sollte das Porto weniger stark steigen. Die Bundesnetzagentur hatte zu Beginn des Jahres eine Erhöhung von 4,8 Prozent zugelassen, was dem Konzern jedoch zu wenig war. Er verwies auf sinkende Briefmengen und höhere Personalkosten. Daraufhin änderte die Bundesregierung eine Verordnung, so dass sich der Spielraum für eine Preiserhöhung vergrößerte. Die Netzagentur rechnete erneut – und kam auf einen Erhöhungsspielraum von 10,6 Prozent für das gesamte Briefporto.

Von den Mehreinnahmen der Deutschen Post profitiert indirekt auch der Bund, er ist Großaktionär beim Bonner Unternehmen. Zahlt die Post Dividenden, gibt es Geld für den Staat.

Kritik gibt es aber nicht nur von Privatkunden, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels bemängelt etwa, dass auch Preissteigerungen für Buchsendungen angekündigt sind. Die Post missbrauche ihre marktbeherrschende Stellung beim Versand von Büchern, deshalb hat der Börsenverein beim Bundeskartellamt Beschwerde eingelegt. Zudem würde die Post Buchhandlungen und Verlage diskriminieren, indem Großkunden wie Amazon deutlich bessere Versandkonditionen erhielten.

Tatsächlich bekommen Großkunden vorerst kaum etwas zu spüren von der Preissteigerung. Die Post hat angekündigt, Geschäftskunden „mit großen Briefmengen“ vorerst zu verschonen und die Erhöhung mit Rabatten auszugleichen. Für das Jahr 2019 „werden wir gegenüber unseren Großkunden im Briefgeschäft weitgehend auf eine Preiserhöhung verzichten“, teilt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage mit. Damit solle Großabnehmern „eine gewisse Vorlaufzeit“ gewährt werden. Im kommenden Jahr droht dann auch ihnen eine Preiserhöhung.

Wie groß die Briefmengen sein müssen, damit Geschäftskunden von der Erhöhung vorerst verschont bleiben, teilte die Post nicht mit. Die Handwerkskammer Magdeburg weist darauf hin, dass viele kleine Betriebe ohnehin keine Rabatte bei der Post erhalten. Für sie mag die Portoerhöhung einzeln gesehen verkraftbar erscheinen, in der Summe mit anderen Kostensteigerungen sei sie aber eine Belastung, erklärte Burghard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer.

Allerdings sei „der postalische Weg insgesamt stark zurückgegangen“, berichtet Grupe. „Die Betriebe nutzen natürlich intensiv die Möglichkeiten, die die digitale Entwicklung bietet.“

Für die Post machen Zustellungen von Geschäftskunden den Löwenanteil im Briefgeschäft aus. Wie das Unternehmen auf Nachfrage mitteilte, wurden von den 7,7 Milliarden Briefen, die der Konzern 2018 zugestellt hat, etwa 87 Prozent von Geschäftskunden verschickt. Demnach sind Privatkunden für nur 13 Prozent des Briefverkehrs verantwortlich. Im Schnitt verschickt jeder Einwohner Deutschlands damit zwölf Briefe im Jahr über die Deutsche Post.

Insgesamt gehen die Portoausgaben pro Haushalt zurück. Laut Statistischem Bundesamt gab der Durschnittshaushalt im Jahr 2009 noch monatlich 3,32 Euro aus, 2017 waren es nur noch 2,34 Euro.

In die insgesamt vier Postkästen vor dem historischen Postgebäude in der Magdeburger Innenstadt werfen an dem Werktag zwischen 18 und 19 Uhr genau elf Menschen Briefe ein. Auch Regina Reiche. Allerdings nur Büropost, versichert die 47-jährige Rechtsanwaltsfachangestellte. Privat verschicke sie nur noch „ganz selten“ Briefe. Sie findet, die Portoerhöhungen sollten gleichmäßig verteilt sein und auch für Großkunden gelten. „Ich habe dafür kein Verständnis. Da sieht man sich lieber nach anderen Postzustellern um.“