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Fahrradhersteller Familie Puello zeigt Mifa rote Karte

Die bayerische Unternehmerfamilie Puello steigt aus den Verhandlungen um den insolventen Fahrradbauer Mifa aus.

31.05.2017, 13:59

Halle/Sangerhausen l Kehrtwende im Investorenprozess bei Mifa: Die bayerische Unternehmerfamilie Puello zieht sich überraschend aus den Verhandlungen zurück. Das teilten die Familie und der Insolvenzverwalter des Fahrradbauers nach einer Gläubigerversammlung am Mittwoch mit. Zuvor galt die Familie, die in Schweinfurt den Fahrradbauer Winora aufgebaut hatte, als aussichtsreichster Kandidat für eine Mifa-Rettung.

„Die Pläne scheitern an der neuen Immobilie, für die mit dem bestehenden Mifa-Besitzer keine Einigung erzielt werden konnte", ließ die Familie Puello in einem Schreiben mitteilen. Die Halle sei für die Neuausrichtung des Fahrradbauers ein entscheidender strategischer und kommunikativer Bestandteil gewesen, so die Familie weiter. Alt-Eigentümer Heinrich von Nathusius hatte bis zuletzt mindestens 17 Millionen Euro für das neue Werk gefordert, das der Vermögensgesellschaft der Familie von Nathusius gehört.

Auch ein Umzug an den alten Mifa-Standort im Zentrum von Sangerhausen stand in den vergangenen Tagen im Raum. Doch dieses Angebot „stellte nach eingehender Prüfung keine Option dar", teilte die Familie Puello mit. Zu hoch hätten die Investitionen und Umbaumaßnahmen zu Buche geschlagen, zu schwer wäre es gewesen, einen adäquaten Zeitplan mit Heinrich von Nathusius zum Umzug der Produktionsanlagen zu vereinbaren, erklärte die Familie.

Für den insolventen Fahrradbauer mit derzeit 130 Mitarbeitern geht die Leidenszeit weiter. Nachdem die Puellos aus den Investoren-Gesprächen ausgestiegen sind, verbleibt nun nur noch ein weiterer Interessent. Mifa-Alt-Eigentümer Heinrich von Nathusius legte am Mittwoch ein neues Angebot vor. Dieses sei aber als unzureichend abgelehnt worden, teilte Insolvenzverwalter Lucas Flöther mit. Von Nathusius hat aber Gelegenheit, sein Angebot nachzubessern. Passiert das nicht, droht in wenigen Wochen die Zerschlagung des Unternehmens.

Der Geschäftsbetrieb bei Mifa soll zunächst bis zum 30. Juni weiterlaufen. Der Fahrradbauer blickt am Standort Sangerhausen auf eine 110-jährige Tradition zurück. Das Unternehmen hatte Anfang des Jahres zum zweiten Mal Insolvenz angemeldet. Seitdem wurde die Zahl der Beschäftigten von mehr als 500 auf ein Viertel reduziert.