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Verhandlung Öko-Test kämpft um Markenschutz

Das Magazin Öko-Test klagt vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe gegen den Versandhändler Otto. Hintergrund sind Markenrechtsverletzungen.

18.01.2018, 07:24

Karlsruhe (dpa) l Mal stimmt die Farbe nicht, mal die Größe, und manchmal hat der abgebildete süße Sprudel nicht viel mit dem für Babys geeigneten getesteten Mineralwasser zu tun – mit Test-Labels wird oft Schindluder getrieben. Davon können Verbraucherschützer ein Lied singen. Immer wieder mahnen sie deshalb Firmen ab oder ziehen gegen sie vor Gericht. Am Donnerstag (9.00 Uhr) befasst sich der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe mit zwei Klagen von "Öko-Test". Das Magazin hat zwei Versandhändler wegen unlauterer Werbung verklagt (Az: I ZR 173/16 und 174/16).

Im ersten Fall klagt "Öko-Test" gegen den Online- und Versandhändler Otto. Der hatte in seinem Internetportal eine blaue Baby-Trinkflasche und einen grünen Baby-Beißring angeboten und daneben jeweils das Test-Label "sehr gut" gestellt (I ZR 173/16).

Im ersten Fall klagt "Öko-Test" gegen den Online- und Versandhändler Otto. Der hatte in seinem Internetportal eine blaue Baby-Trinkflasche und einen grünen Baby-Beißring angeboten und daneben jeweils das Test-Label "sehr gut" gestellt (I ZR 173/16).

Im zweiten Fall hatte der zu Otto gehörende Baur Versand im Internet einen Lattenrost in verschiedenen Größen und Ausführungen sowie einen schwarz-weiß-roten Fahrradhelm angeboten – auch hier waren daneben die "Öko-Test"-Labels "gut" bzw. "sehr gut" abgebildet, beim Lattenrost mit der Fundstelle für den tatsächlich getesteten Rost mit verstellbarem Kopf- und Fußteil (I ZR 174/16).

Das Magazin "Öko-Test", das Waren und Dienstleistungen testet, sieht seine Markenrechte verletzt. Es hat die Versandhändler auf Unterlassung und Erstattung von Abmahnkosten in Höhe von insgesamt über 4500 Euro verklagt.

Eine andere Farbe hat andere Inhaltsstoffe und so teilweise andere Eigenschaften – und auch die Eigenheiten eines Lattenrostes können je nach Größe differieren, wie eine Sprecherin der Verbraucherzentrale Bundesverband sagt. Für "Öko-Test"-Chefredakteur Jürgen Stellpflug ist es schlicht Irreführung, wenn ein Label neben einem Produkt prangt, das gar nicht getestet wurde – selbst, wenn es noch so ähnlich ist. "Wenn wir uns darauf einlassen, weiß der Verbraucher am Ende nicht mehr, was wirklich getestet wurde." Der Versandhändler Otto, der die Öko-Siegel nicht mehr verwendet, sieht hingegen keine Irreführung, solange man auf das tatsächlich getestete Produkt hinweise.

Das Landgericht Berlin hat der ersten Klage (I ZR 173/16) stattgegeben und die zweite (I ZR 174/16) abgewiesen. In zweiter Instanz waren beide Klagen erfolgreich: Aus Sicht des Kammergerichts Berlin haben die Versandhändler die Wertschätzung der Marke in unlauterer Weise ausgenutzt und signalisiert, "Öko-Test" habe die angebotenen Produkte kontrolliert. Dagegen haben die Händler Revisionen eingelegt.

"Öko-Test" hat im Jahr 2012 bei der EU das Label als sogenannte Unionsmarke zur Verbraucherberatung eintragen lassen. Danach kann das Magazin Herstellern und Händlern die Werbung mit von "Öko-Test" geprüften Produkten gestatten. Voraussetzung ist ein Lizenzvertrag, den die beklagten Versandhändler nicht mit "Öko-Test" hatten. Das höchste deutsche Zivilgericht muss nun prüfen, ob das Markenrecht von "Öko-Test" verletzt wurde.

Aus Sicht von Jürgen Stellpflug weist der Fall weit über "Öko-Test" hinaus. "Es geht um die Nutzung von Wort-/Bild-Marken – das betrifft auch Institutionen wie ADAC, TÜV oder Stiftung Warentest, die ihre Labels nach einem Test zur Verfügung stellen." Klar ist, dass Hersteller und Händler es in der Werbung mit den Labels nicht immer ganz so genau nehmen. Allein "Öko-Test" hat in den letzten vier Jahren an die 1000 Abmahnungen wegen Label-Missbrauchs verschickt (siehe dazu: www.labelmissbrauch.de). "Öko-Test"-Geschäftsführer Stellpflug hofft, dass der BGH mit seiner Entscheidung dem einen Riegel vorschiebt.