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Fall Möser Herzmuskelentzündung: DEL gibt Empfehlung für Corona-Fälle

Wann Janik Möser wieder Eishockey spielen kann, weiß er noch nicht. Nach einem positiven Corona-Test wurde bei ihm eine Herzmuskelentzündung festgestellt. Sein Fall soll als Warnung dienen.

Von Von Kristina Puck, dpa 22.11.2020, 23:01
Daniel Karmann
Daniel Karmann dpa

Wolfsburg/Neuss (dpa) - Corona kann auch einen alles andere als wehleidigen Eishockey-Profi ausbremsen. Manchmal gehen die Spieler nicht gerade zimperlich mit sich um, sie spielen selbst mit schweren Verletzungen.

Janik Möser geht derzeit nur ein wenig spazieren. Bei dem 25-Jährigen wurde eine Herzmuskelentzündung festgestellt, die nach Einschätzung der behandelnden Ärzte und seines Vereins Grizzlys Wolfsburg auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurückzuführen ist.

"Mir geht es soweit gut, abgesehen davon, dass ich nicht mit der Mannschaft auf dem Eis stehen kann. Ich muss jetzt langsam machen und auf die Herzfrequenz achten, dass sie niedrig bleibt", sagte Möser. Der Verteidiger will aufrütteln, sein Fall soll für das Eishockey und womöglich darüber hinaus als Warnung dienen.

Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hat Richtlinien entwickelt, um Spieler zu schützen. Damit könnten alle Clubs vor der Rückkehr von Spielern nach positiven Corona-Befunden einheitlich vorgehen - so die Hoffnung. "Das ist natürlich ein erheblicher Befund, weil die Herzmuskelentzündung beim Leistungssportler einer der Trigger ist, die letztendlich den plötzlichen Herztod auslösen könnten, wenn man sie übersieht. Entsprechend mussten wir reagieren", sagte Wolfsburgs Teamarzt Axel Gänsslen.

In die Erarbeitung des Konzepts, das über vorherige Empfehlungen hinausgeht, seien auch Vertreter aus dem Handball und Basketball einbezogen worden. Denn Mediziner gehen schon länger davon aus, dass eine Coronainfektion selbst bei Leistungssportlern zu Herz-Kreislauf-Komplikationen führen kann. "Es vergehen in der Minimalvariante 17 Tage, bevor wir jemanden wieder spielen lassen", sagte Gänsslen zu den neuen Richtlinien.

Der Teamarzt wies auf ein Problem auch bei anderen Clubs hin, als er sagte, dass er selbst Unfallchirurg und Orthopäde sei und in dem Bereich der Kardiologie nicht spezialisiert. Möser war bereits im Oktober positiv auf das Coronavirus getestet worden. Vor seiner Rückkehr ins Training führten die Grizzlys ein Belastungs-EKG durch. Erst bei einer Untersuchung bei einem Spezialisten der Berliner Charité wurde dann die Herzmuskelentzündung entdeckt. Wann Möser, Neuzugang bei den Wolfsburgern, wieder spielen kann, ist noch unklar.

Noch ruht die DEL - sie will nach dann neunmonatiger Pause am 17. Dezember wieder starten. Derzeit nehmen acht der 14 Clubs an einem Vorbereitungsturnier teil. Es solle keiner "für die Show" zu früh aufs Eis geschickt werden, begründete Spielbetriebsleiter Jörg von Ameln das Konzept. Dieses soll den Spielern Sicherheit geben. Allerdings könne die Liga niemanden zwingen, sich an die Standards zu halten. "Ich glaube schon, wenn wir so eine Guideline haben, dass sich jeder daran hält", sagte Wolfsburgs Manager Karl-Heinz Fliegauf.

Der Krankheitsverlauf bei Möser war nach seinen Worten mild. "Ich war auch bereit zu trainieren und hatte bei dem Test auf gute Ergebnisse gehofft. Deswegen war der Schock groß, als der Befund kam", sagte er. Bis mindestens Januar müsse er auf Sport verzichten, dann stehen Nachuntersuchungen in Berlin an. "Dann wird man sehen, ob es besser ist. Natürlich ist das meine große Hoffnung", sagte Möser. Er habe das Coronavirus von Anfang an ernst genommen. "Man will es nicht am eigenen Leib erfahren. Ich musste die Erfahrung leider machen", sagte er: "Meine Aufgabe war, an die Leute zu appellieren und ihnen die Augen zu öffnen."

© dpa-infocom, dpa:201123-99-432209/5

Mitteilung der Grizzlys Wolfsburg

DEL-Mitteilung